Recruiting in der Krise stellt Weichen auf Erfolgskurs

Gleichwohl das Leben vielerorts noch auf Sparflamme stattfindet, ist der Recruitingmarkt so stark in Bewegung wie wohl selten zuvor. Das verdeutlicht das aktuelle Beispiel Wirecard. Die Mitarbeiter verlassen das insolvente Unternehmen zu Hunderten. Vor allem Fintechs stellen gleich komplett eingespielte Teams aus hoch qualifizierten Fach- und Führungskräften ein, um sich neue Standbeine aufzubauen, wie das Finance Magazin berichtet. Wie schnell dies funktionieren kann, kann sich jeder ausmalen, wenn er das ohnehin rasante Entwicklungstempo von Fintechs berücksichtigt und sich vor Augen führt, welch hohe Motivation sowie welch ausgeprägten Teamgeist die einstigen Wirecard-Mitarbeiter mitbringen. Damit entsteht zugleich eine zunehmend deutlichere Ahnung, dass vor allem die Zukunft vieler der Unternehmen akut bedroht sein könnte, die das Recruiting komplett eingestellt haben.

Dies ist in der Schweiz immerhin mehr als ein Viertel, wie eine Studie von JobCloud, Anbieter von Jobportalen und Rekrutierungstechnologien, zeigt. Im Detail haben 73 Prozent der Schweizer Arbeitgeber ihre Rekrutierungen in der aktuellen Krise fortgesetzt. Ihnen stehen 15 Prozent der Arbeitgeber gegenüber, die ihre Rekrutierungen bis auf Weiteres ausgesetzt haben und weitere zwölf Prozent, die ihre Rekrutierungen „in Kürze“ wieder aufnehmen wollen. Unter den Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern ist dieser Anteil ausgeprägter als in Grossunternehmen. Dort rekrutier(t)en 39 Prozent der Befragten während der Krise nicht.

Sparen als Falle

Die Gründe und Entscheidungen sind verständlich, setzen doch viele Unternehmen nach Erläuterungen der Jobbörse Absolventa die gleiche Strategie um: die Kosten strenger kontrollieren, nach Einsparmöglichkeiten suchen, wirtschaftliche und strategische Ziele herunterschrauben, alle grösseren Projekte, die noch in Planung sind, stoppen oder verschieben und warten, wie sich die Krise entwickelt. Jedoch kann dieses Vorgehen insbesondere jetzt zu einer Falle werden.

Denn mit der Krise verschärft sich der Fachkräftemangel. Nach Einschätzung von Absolventa werden die Studienzeiten länger, da „viele Studenten ihr Studium nicht in der vorgesehenen Zeit absolvieren können“, unter anderem weil Praktika wegfallen und sich Abläufe verzögern. Fachkräfte werden gefragter denn je. Im Wettbewerb um diese werden sich diejenigen Unternehmen durchsetzen, die leistungsfähig sind und ein positives Image haben. Dazu wiederum trägt das Verhalten in der Krise stark bei. „Wer jetzt im Recruiting kaum noch aktiv ist, geht auch das Risiko ein, in der Zielgruppe einen Imageschaden zu erlangen“, heisst es auf der Jobbörse.

Besondere Chancen

Nicht zuletzt verpassen diese Unternehmen die Chancen, die sich jetzt bieten. Wie Absolventa im April ankündigte und die Praxis am Beispiel Wirecard zeigt, gibt es neue, hochkarätige Kandidaten auf dem Markt – nicht nur durch Insolvenzen. Ein anderer Grund dafür ist, dass viele Mitarbeiter unzufrieden sind, weil ihre Arbeitgeber durch ihr Verhalten in der Krise Vertrauen verspielt haben, indem sie etwa „kein Verständnis für die Ängste der Mitarbeitenden in Bezug auf ihre berufliche Zukunft und ihre Gesundheit aufgebracht“ haben, so Absolventa. „Diese Mitarbeitenden sind plötzlich offener für Recruiting-Angebote als zuvor und empfänglicher für weiche Wechselfaktoren wie Unternehmenskultur oder flexibles Arbeiten.“

Unternehmen, die trotz der Veränderungen weiterrekrutieren, haben sogar einen doppelten Vorteil: Die Konkurrenz im Kampf um die besten Bewerber ist nicht nur geringer, sondern sie können die Krise mithilfe dieser Mitarbeiter auch schneller überwinden. Somit sollte „jetzt für Recruiter eigentlich Vollgas angesagt sein“, wie Martina Ruiss, Head of HR beim HR-Softwarehersteller Personio, formuliert. Es brauche „starke Teams, um die Unternehmen aus dem erzwungenen Corona-Schlaf aufzuwecken“. Folglich ist es ein Muss und eine Chance, Employer Branding sowie Recruiting vor allem in der Krise nicht nur weiterzuführen, sondern zu intensivieren.

Neue Möglichkeiten zur Rekrutierung

Die Mittel zur Umsetzung sind vielfältig – angefangen vom Optimieren von aufwendigen Backoffice-Prozessen mithilfe von Technologie, über das Etablieren von Remote-Arbeit bis hin zum Führen von Einstellungsgesprächen per Videochat. Vor allem aber kommen jetzt laufend neue Möglichkeiten hinzu. So entstand im Falle von Wirecard plötzlich eine BeyondWirecard-Initiative, in deren Rahmen über soziale Netzwerke wie LinkedIn eine Tabelle unter anderem mit Mitarbeitern und ihren jeweiligen Profilen veröffentlicht wurde, die es Unternehmen erleichtern soll, bisherige Fachkräfte zu rekrutieren. Aktuell sind es weit mehr als 500. Es gilt also, vor allem jetzt wachsam zu sein und die sich bietenden Optionen zu nutzen.

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