Jobsuche und Karriere nach fast zwei Jahren Pandemie

Weihnachten, die Rauhnächte und der Jahreswechsel. Die letzten Wochen im alten Jahr und der Beginn des neuen Jahres lassen viele Menschen innehalten. Sie schauen zurück und voller Erwartung auf das neue Jahr.

Die Corona-Pandemie hat erneut den Jahreswechsel von 2021 nach 2022 geprägt. Menschen bekommen ihre erste, zweite und manche schon die dritte Impfung. Dennoch führen neue Wellen dazu, dass COVID-19 immer wieder das Leben beeinflusst. Daher braucht es Kraft, um sich weiter zu motivieren und positiv zu denken. Wer sich privat Kraftquellen erschliesst, kann diese auch beruflich nutzen. Das geht von Achtsamkeitstrainings über regelmässige Bewegung bis hin zu einem Lebensstil, der sich stärker an Nachhaltigkeit orientiert.

COVID-19 beschäftigt die Menschen nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im Beruf. Wer längst vorhatte, sich nach einer neuen Position umzusehen, agiert in der Pandemie möglicherweise zurückhaltend. Ist es klug, trotzdem die Stelle zu wechseln? Das Onboarding unterscheidet sich und mancher lernt das Team erst nach Wochen oder Monaten persönlich kennen.

Doch selbst wer den Wechsel nicht scheut, setzt möglicherweise neue Prioritäten bei der Wahl des Wunscharbeitgebers.

Karriereplanung in Zeiten von COVID-19

Wie verhält sich das Unternehmen während der Pandemie und wie fürsorglich werden die Mitarbeitenden behandelt? Wie präsentiert sich die Geschäftsführung nach aussen? Durch die Pandemie hat Social Media an Relevanz gewonnen. Einerseits für die externe Kommunikation, aber auch viel stärker mit Blick auf Mitarbeitende und Bewerbende als Zielgruppe.

Wer wissen möchte, ob das Unternehmen sich nach aussen moderner gibt, als es in Wirklichkeit ist, kann in LinkedIn oder XING die Liste der Mitarbeitenden durchsehen. Findet sich ein Kontakt zweiten Grades, der bei dem potenziellen neuen Arbeitgeber tätig ist, kann die Person authentisch den Eindruck bestätigen oder widerlegen.

Die Pandemie führt bei manchen Menschen dazu, dass sie ihre Lebens- und Karriereplanung neu denken. Wer bisher weit voraus und detailliert geplant hat, musste erkennen, dass der Mensch nicht immer alles in der Hand hat. Vielleicht hat sich gezeigt, dass eine Fach- oder Spezialistenkarriere auch interessant sein kann, nicht nur die klassische Laufbahn mit Personalverantwortung. Wer als nächsten Karriereschritt einen Auslandsaufenthalt geplant hat, wurde durch die Pandemie ausgebremst. Doch auch das konnte und kann den Blick auf neue Themen und Projekte lenken.

Die Zukunft der Arbeit wird hybrid

Durch das vorwiegende Arbeiten von zu Hause hat mancher erkannt, dass die Wohnsituation nicht stimmt. Ein Umzug aufs Land scheint im Homeoffice attraktiv, da die Anwesenheitspflicht nicht mehr im Vordergrund steht. Mittlerweile zeigt sich, dass viele Unternehmen weiter Homeoffice oder hybrides Arbeiten mit flexiblen Arbeitsformen ermöglichen werden. Einerseits weil die nächste Pandemie nicht ausgeschlossen werden kann und andererseits weil die Menschen erkannt haben, dass es möglich ist.

Ein Forschungsteam der Universität St. Gallen hat mit Novu Office und HR Campus mehr als 150 Führungskräfte in der Schweiz zu hybriden Arbeitsplätzen befragt. Der Hybrid Work Compass zeigt, dass der Trend zu hybriden Arbeitsmodellen unumkehrbar ist – über Branchen und Unternehmensgrössen hinweg. Um die neue Arbeitswelt zu gestalten ist die oberste Führungsriege als Initiator und Vorbild gefragt. Hybride Arbeitsmodelle werden darüber entscheiden, wie gut Unternehmen Top-Talente gewinnen und halten können, glauben 87 Prozent der Befragten.

Die Mitarbeitenden im Fokus

Speziell jene Branchen und Standorte, die ihre offenen Stellen nur schwer besetzen, müssen sich in Zukunft mehr auf die Wünsche der Nachwuchs- und Fachkräfte einstellen. Letztlich heisst das wenig anderes, also den durch die Pandemie begonnen digitalen Umbau fortzusetzen. Im New Normal wird nicht mehr alles online stattfinden, aber die wenigsten werden zu unbegrenzt vielen Geschäftsreisen zurückkehren. Die Wahrheit liegt in der Mitte und viele Unternehmen bieten flexibel verschiedene Modelle an. Wer besser und lieber im Büro arbeitet, den sollten Vorgesetzte nicht zu Homeoffice-Tagen zwingen. Wer umgekehrt zu Hause konzentrierter und effizienter arbeitet, sollte nur für wichtige Termine ins Unternehmen geholt werden.

Auch innerhalb der Unternehmen hat die Corona-Zeit Veränderungen angestossen. Bisherige Seilschaften von Kollegen, die gerne nach Feierabend zusammen zum Sport oder in eine Kneipe gehen, liegen auf Eis. Daher kommen vielleicht die leiseren, introvertierten Spezialisten mehr zu Wort oder können ihre Ideen leichter vortragen. In die Kamera am eigenen Laptop zu sprechen, ist für manche Menschen weniger Furcht einflössend, als vor einer grossen Gruppe etwas zu präsentieren.

Soft Skills und Führung zu Zeiten von Corona

Introvertierte Menschen fühlen sich im Homeoffice oft wohl und vermissen den „Büroflair“ weniger. Umgekehrt haben extrovertierte Naturen mehr Schwierigkeiten, alleine zu Hause zu arbeiten. Der Austausch mit anderen fehlt ihnen als Quelle der Inspiration. Früher mussten Führungskräfte stärker darauf achten, dass die zurückhaltenden Mitarbeiter nicht übersehen werden. Heute liegt ihr Augenmerk auch auf den lebhaften Teammitgliedern.

Ein Nachteil für die Zusammenarbeit ist der Wegfall zufälliger Begegnungen im Arbeitsalltag. Wer nicht gut vernetzt ist und bilateral Kontakte pflegt, gerät ins Hintertreffen. Früher haben Mitarbeitende an der Kaffeemaschine oder in der Raucherecke zufällig Neuigkeiten aufgeschnappt. Nun müssen sie sich zum virtuellen Kaffeetrinken verabreden, was für manche eine deutlich grössere Hürde darstellt.

Zusammenarbeit und Kommunikation zu fördern, gehört in der neuen Arbeitswelt zu den relevantesten Aufgaben. In der Konsequenz sind die Kompetenz für Netzwerke, Empathie und emotionale Intelligenz wichtige Soft Skills für Manager. Auch die interdisziplinäre und Abteilungen übergreifende Kommunikation darf nicht vernachlässigt werden. Für Innovation und Produktivität ist sie sehr wichtig.

Mit Fokus auf die Menschen können Unternehmen eine Arbeitswelt schaffen, in der die Mitarbeitenden auch während der Pandemie erfolgreich und glücklich sind.

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