Höchste Zeit für gute Vorsätze bei der VR-Rekrutierung

Das neue Jahr hat begonnen und auch bei der Besetzung von Verwaltungsräten (VR) gilt es, sich auf eine neue Zeit einzustellen. Mit einem Durchschnittsalter von 59 Jahren, welches das Informationsportal vr-wissen.ch angibt, stehen fast alle Mitglieder kurz vor der Pensionierung und müssen ersetzt werden. Doch geeignete Kandidaten zu rekrutieren, ist knifflig. Denn die rasant fortschreitende Digitalisierung und Globalisierung fordern nicht nur Effizienz sowie breiteres Fachwissen. Vielmehr verlangen sie einen tief greifenden Wandel im Denken und in der Zusammensetzung der Verwaltungsräte.

Die fast ausschliesslich aus älteren Männern bestehenden Gremien sind ein Relikt vergangener Zeiten, die viermaligen Treffen auf dem Golfplatz vorbei, ebenso wie analoge Sitzungsmappen und Aktenberge der Vergangenheit angehören. Inzwischen verwenden 76 Prozent der im Rahmen der Studie „Boardkommunikation und -digitalisierung“ von EY Befragten kollaborative Software, um Dokumente zu bearbeiten. „Die Nutzung von Board-Portalen ist ein guter Weg, um die Arbeit des Verwaltungsrats effizienter zu gestalten“, erklärt Gabriel, Managing Director von Brainloop Schweiz. Damit unterstützt die Technologie das gegenwärtige Top-Thema in den Verwaltungsräten. Dieses lautet „Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung“, wie Prof. Dr. Christoph Lengwiler, Dozent an der Hochschule Luzern, unter Berufung auf den swissVR Monitor von Deloitte erläutert. Weitere aktuell sehr wichtige Themen sind die Digitalisierung und eine Überarbeitung der Unternehmensstrategie. Dem entsprechend wurden auch auf dem jüngsten VR-Symposium Themen wie der Verwaltungsrat als Orchester und die Digitalisierungs-Welle sowie die Zusammenarbeit zwischen CEO und VR im digitalen Zeitalter beleuchtet.

Komplexität der Anforderungen steigt

Der Verwaltungsrat steht vor der anspruchsvollen Aufgabe, eine Unternehmenskultur zu etablieren, die den Wandel ermöglicht. Nur so kann das Unternehmen auch in Zukunft am Markt bestehen, Chancen wahrnehmen und Risiken minimieren, wie aus einem Interview von Norbert Kühnis, Partner, Leiter Family Business & Middle Market, PwC Schweiz, mit Cornelia Ritz Bossicard, Präsidentin von swissVR, hervorgeht. Daraus ergibt sich, dass Verwaltungsräte zum einen ihr Know-how im Bereich Digitalisierung und Informatik erweitern müssen. 71 Prozent der im Rahmen des swissVR Monitors Befragten nannten dies als eine wichtige Priorität bei personellen Neubesetzungen. 29 Prozent messen diesem Ziel eine hohe und 42 Prozent eine mittlere Bedeutung bei. Zum anderen benötigen Verwaltungsräte immer breiteres Fachwissen sowie Fähigkeiten, um mit der steigenden Komplexität umzugehen. Denn laufend kommen neue Themen und Anforderungen seitens der Regulatoren und Investoren hinzu, heisst es im Interview. So gewinne beispielsweise das Unternehmen als Akteur der Gesellschaft an Bedeutung. Die Anspruchsgruppen erwarten, dass Unternehmen vermehrt auch an Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren gemessen werden. Darüber hinaus ist der Zeitbedarf für die Arbeit gestiegen und wird weiter steigen.

Herausforderungen mit Diversität begegnen

Um den dafür erforderlichen personellen Shift realisieren zu können, reichen Schulungen nicht aus. Diversität ist der Schlüssel. Sie wird bei personellen Neubesetzungen grossgeschrieben, belegt der swissVR Monitor. 78 Prozent der Befragten messen dem Ziel nach mehr Diversität eine hohe oder mittlere Bedeutung bei und wollen in Zukunft Mitglieder mit neuen Kompetenzen und Erfahrungen oder unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen im Verwaltungsrat vertreten haben. Anderen Kriterien wie die Verjüngung des Verwaltungsrates oder die Erhöhung des Frauenanteils werden als weniger wichtig erachtet. Dies stellt ein Spiegelbild der aktuellen Situation dar. Wie der Beitrag „Nur wenige Verwaltungsrätinnen – ein Problem tief liegender Ursachen“ beschreibt, beträgt der prozentuale Anteil von Frauen in Verwaltungsräten hierzulande lediglich 21,3 Prozent. Damit liegt die Schweiz unter dem Durchschnitt der OECD-Länder.

Dennoch gehört eine Erhöhung des Frauenanteils zwingend zu einer gesunden Diversität. Deshalb bemüht sich unter anderem der Schweizerische Arbeitgeberverband darum, den Frauenanteil in dieser Männerdomäne systematisch zu erhöhen. Eine Aktion war die Veröffentlichung von zehn praktischen Tipps für mehr Frauen in Verwaltungsräten. Das Ziel: „Bis zum 7. Februar 2021 – dem 50. Jahrestag der Einführung des Frauenstimmrechts – soll keines der 150 grössten Schweizer Unternehmen einen allein männlich zusammengesetzten Verwaltungsrat haben. In Gremien mit maximal fünf Mitgliedern soll sich mindestens eine Frau darunter befinden, in solchen mit mehr als fünf Verwaltungsräten sind mindestens zwei Frauen erwünscht.“

Mit mehr Qualität und besseren Entscheidungen auf Erfolgskurs

Ebenso wichtig ist eine deutliche Verjüngung mit Mitgliedern, welche mit digitalen Technologien aufgewachsen sind und somit eine weitere Sichtweise sowie ein anderes Verständnis in die Verwaltungsräte einbringen können. Cornelia Ritz Bossicard formuliert, dass das Gremium in Bezug auf Fähigkeiten, Erfahrungen, Persönlichkeiten, Alter, Geschlecht und Nationalität vielfältig zusammengesetzt sein sollte. Der jüngste swissVR Monitor zeige, dass eine höhere Diversität mitunter zu mehr Qualität, besseren Entscheidungen und Meinungspluralität führe. Werden die Verwaltungsräte dann auch noch passend zur Unternehmensstrategie und auf den dafür geeigneten Wegen rekrutiert sowie die Positionen mit Persönlichkeiten besetzt, die auch Konflikte nicht scheuen, stehen die Chancen gut, das Unternehmen strategisch auf Erfolgskurs zu bringen. Natürlich unterstützen wir Sie dabei. Hier erfahren Sie mehr.

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