Fintechs profitieren von mehr Venture Capital in der Schweiz

Im Jahr 2021 ist das in der Schweiz investierte Venture Capital um 44 Prozent gestiegen. Der Swiss Venture Capital Report 2022 nennt in seiner zehnten Ausgabe einen Rekordbetrag von 3,06 Milliarden Schweizer Franken. Dabei hat sich der Betrag seit 2018 fast verdreifacht. Drei von vier der investierten Franken tragen Investoren aus dem Ausland bei. Insgesamt 63 Prozent der drei Milliarden stammen aus den 20 grössten Finanzierungsrunden. Schweizer Venture Capitalisten waren an 13 dieser Runden beteiligt.

Insgesamt 28 Unternehmen haben 2021 in einer Finanzierungsrunde jeweils mehr als 20 Millionen CHF erhalten. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es noch 18 Start-ups. Am meisten Kapital kommt den Fintechs und Insurtechs zugute. In der Schweiz gibt es knapp 50 Insurtechs und fast 400 Fintechs. Laut Fintech-Hub-Ranking der Hochschule Luzern bietet Zürich im weltweiten Vergleich die zweitbesten Rahmenbedingungen für Fintechs – nach Singapur. Genf findet sich in dem Ranking auf Platz 4.

Durch erfolgreiche Finanzierungsrunden zum Einhorn: das Beispiel Wefox

Der schweizerische Digitalversicherer Wefox expandierte erfolgreich nach Deutschland und hat mittlerweile seinen Hauptsitz in Berlin. Unter dem Namen FinanceFox wurde das Insurtech-Start-up Ende 2014 in der Schweiz gegründet.

Im Jahr 2021 erhielt Wefox mit knapp 800 Millionen Franken eine besonders kräftige Finanzspritze von Target Global und weiteren Investoren. Damit handelt es sich um die weltweit bislang grösste Series-C-Finanzierungsrunde eines Insurtechs. Das „Mehrfach-Einhorn“ Wefox ergänzte seine digitale Plattform für Versicherungsmakler 2018 um einen eigenen Digitalversicherer. Wefox hat sich zu einem der erfolgreichsten Insurtechs in Europa entwickelt. Gerüchte von einem Börsengang sind bereits im Umlauf.

Disruptive Start-ups zeichnen sich meist durch eine hohe Kundenorientierung aus und sind technisch innovativ. Je weiter fortgeschritten die Neugründungen sind, desto leichter fliesst Geld. Bei den schweizerischen Early-Stage-Finanzierungen fiel im letzten Jahr ein Rückgang von elf Prozent auf. Neue Fonds, Later-Stage-Finanzierungen sowie Seedfinanzierungen hingegen konnten mehr neues Kapital gewinnen.

Bei der Finanzierungsrunde „Early Stage“ erwarten Investoren, dass die Geschäftsleitung des Start-ups gut besetzt ist. Ausserdem sollte das Unternehmen ein stark skalierbares Produkt in Kombination mit einem funktionierenden Verkaufsprozess bieten.

Für das achte Inkubationsprogramm von F10 Schweiz haben sich 240 Fintechs und Insurtechs beworben. Am 24. Februar startet das neue Programm und endet mit dem „DemoDay“ am 30. Juni. Insgesamt neun der 14 Start-ups stammen aus der Schweiz. Darunter finden sich Angebote rund um Tokenisierung, Nachhaltigkeit und Smart Contracts.

Dank Venture Capital investieren Schweizer Start-ups europaweit

Das Züricher Fintech PXL Vision begibt sich nach ersten Finanzierungsrunden auf dem Heimatmarkt mit seinen digitalen Identitätslösungen auf den deutschen Markt.

Schweizerische Fintechs nutzen häufig Venture Capital, um in Europa weiter zu expandieren. Dabei haben auch Unternehmen wie Yokoy oder Inyova den deutschen Markt im Visier. Yokoy richtet sich an Unternehmen, die die Abrechnung von Spesen und Reisekosten vereinfachen wollen. Durch Algorithmen der künstlichen Intelligenz gesteuert, ermöglicht die Anwendung bis zu 90 Prozent der Abläufe zu automatisieren. Die Mitarbeitenden freuen sich über weniger Administratives und die Unternehmen sparen Kosten.

Unter dem Namen Yova 2018 gestartet, ist das Fintech Inyova aus Zürich mittlerweile mit seiner Impact Investing-Plattform erfolgreich. Inyova bietet Mikro-Investitionen in Einzelaktien von nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen. Seit Mitte 2021 ist das Fintech zudem auf dem deutschen Markt vertreten. Nach der Zulassung durch die deutsche Aufsicht BaFin strebt das Fintech an, nachhaltige Investments weltweit für Anleger transparenter zu gestalten. Die Portfolios enthalten dafür mindestens 30 Aktien und Staatsanleihen und Inyova geht bei der Auswahl über die traditionellen ESG-Kriterien hinaus.

In der Schweiz bietet Inyova ein neues 3a-Vorsorge-Produkt an. Die Kunden können sich die Themen aussuchen, die ihnen für ihre nachhaltige Anlagestrategie in der Altersvorsorge wichtig sind.

Fintechs in der Schweiz: Fehlen Kapital und Spezialisten?

Besonders am Finanzplatz Zürich suchen viele Investoren gezielt nach Fintechs. Trotzdem reicht manchen Start-ups das inländische Venture Capital nicht aus. Durch die Expansion in ein Nachbarland wie Deutschland öffnet sich ihnen zudem der gesamte Markt der EU.

Eine weitere Herausforderung für schweizerische FinTechs und Insurtechs ist der Aufbau des Teams. Die beste Idee und die innovativste Technologie allein reicht nicht aus. Für den dauerhaften Erfolg braucht es Mitarbeitende, die das Thema engagiert und leidenschaftlich voranbringen. Die schnell wachsenden Start-ups der Finanzbranche profitieren von Teammitgliedern, die strategisch und unternehmerisch denken. Im Idealfall haben diese Freude daran, gleichzeitig wichtige Details und das grosse Ganze sowie technische Innovationen im Blick zu behalten.

Fintechs klagen, dass sie nur schwer ihre offenen Stellen besetzen können, weil sie, besonders bei gefragten Fachkräften, mit Konzernen und internationalen Unternehmen konkurrieren. Sie suchen gut ausgebildete und hoch motivierte Fachkräfte, die das agile Arbeiten gewohnt sind und schätzen. Diese sollten teamfähig sein und der Digitalisierung gegenüber sehr aufgeschlossen. Wir von Nellen & Partner kennen den Markt und bringen erfolgreich Bewerber und Unternehmen zusammen.

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