Wertschätzung ist ein wesentlicher Faktor in der Personalführung. Denn sie wirkt sich positiv auf die Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter aus. Wer das Gefühl hat, akzeptiert und gebraucht zu werden, wird nicht nur seltener krank, sondern erledigt gern auch die eine oder andere Arbeit zusätzlich für das Unternehmen, während im gegenteiligen Fall Resignation folgt und oft schon der Standard ausbleibt. Führungskräfte sind also gut beraten, dem gesamten Team Wertschätzung entgegenzubringen.
Wertschätzung bedeutet, andere Menschen positiv zu bewerten. Sie ist mit Wohlwollen sowie Respekt verbunden, drückt sich in Eigenschaften wie Interesse und Freundlichkeit aus. Dies fällt denjenigen, die über einen hohen Selbstwert verfügen, leichter, kann aber auch trainiert werden. Nachfolgende Tipps können helfen, Mitarbeitern Wertschätzung zu zeigen:
E-Mails mit einem „Hallo“ als Anrede oder sogar gar keiner befinden sich in fast jedem Postfach. Das ist jedoch nicht professionell. Die Verfasser richten Schäden an, noch bevor die Empfänger den Rest der Nachrichten überhaupt gelesen haben. Denn auf diese Weise auf Menschen zuzugehen, bedeutet ein Aufbauen von Distanz, wo eigentlich ein Entgegenkommen angebracht wäre. Empfehlenswert ist wenn immer möglich die persönliche, individuelle Ansprache. Selbst mit einem banalen SMS kann - je nach Situation und Anlass - Wertschätzung übermittelt werden. Bei einer direkten Ansprache ist neben einem freundlichen Gruss ein ehrliches Lächeln empfehlenswert. Wer anschliessend fragt, ob der Mitarbeiter gerade Zeit für ein Gespräch hat, bringt ihm den erforderlichen Respekt entgegen.
Das Wort „Danke“ wird in Unternehmen wie Organisationen zu selten verwendet. Dabei gehört es zum guten Umgangston, ob als Reaktion auf kleine Gefälligkeiten oder umfangreiches Engagement. Dementsprechend sollten Vorgesetzte Stärken und Erfolge würdigen. Allein genügt dies aber nicht. Eine faire finanzielle Entlohnung ist genauso wichtig. Denn der Mitarbeiter investiert Lebenszeit. Extraleistungen wie zusätzliche Ferien, kleine Geschenke wie beispiels-
weise ein Goldvreneli oder ein Blumenstrauss unterstreichen, dass das Unternehmen gute Leistungen anerkennt. Zugleich sind sie ein Ansporn. Eine kleine Überraschung mit einem herzlichen Dankeschön im Sinne von: "Danke für Deine tolle Arbeit in diesem anspruchsvollen Projekt." kann vieles bewirken.
Wer Kollegen nach deren Einschätzungen fragt beziehungsweise um Feedback bittet, zeigt Interesse an der Kompetenz der Personen. Wird die Meinung berücksichtigt, erkennt der Mitarbeiter, dass er Einfluss hat. Kann sie nur zum Teil oder gar nicht einfliessen, ist eine nachvollziehbare Begründung angemessen.
Beschäftigte möchten, dass Führungskräfte ihnen Vertrauen entgegenbringen und sie mit angemessenen Aufgaben betrauen. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl und motiviert sie, dieses Vertrauen in sie zu rechtfertigen.
Die Wirkung entfaltet sich hier bereits in kleinen Gesten, wie dem Aufhalten einer Tür oder dem Anbieten von Unterstützung, wenn jemand etwas sucht. Sitzt ein Angestellter bereits seit Stunden an seinem Schreibtisch und arbeitet, kann es für ihn ein schönes Gefühl sein, wenn der Chef ihm eine Tasse Kaffee oder eine Tafel Schokolade bringt.
Das Wissen, sich durch Anstrengung weiterentwickeln zu können, stellt eine treibende Kraft dar. Vorgesetzte können diese nutzen, indem sie mit ihren Mitarbeitern deren Karrierewünsche regelmässig gemeinsam besprechen und unterstützen. Dieses kann zum Beispiel durch Fortbildungen geschehen.
Es zeugt von Respekt, wenn Vorgesetzte nicht nur Pünktlichkeit erwarten, sondern selber pünktlich sind. Damit zeigen sie, dass sie sich bemühen, die Zeit und Aufmerksamkeit ihrer Mitarbeiter schätzen. Ebenso sollten sie ihre Zusagen einhalten. Dass viele Unternehmen in diesem Punkt Nachholbedarf haben, legt der Schweizer HR-Barometer 2016 der Universität Zürich sowie ETH Zürich dar. Demnach betrachtet jeder vierte Beschäftigte zumindest manche Versprechen vonseiten des Unternehmens als gebrochen.
Wem aufrichtiges Interesse entgegengebracht wird, der fühlt sich wertvoll. Schon ein gemeinsames Mittagessen und ein Plausch über alltägliche oder private Themen können dieses Gefühl präsent werden lassen. Aber auch das Gratulieren zum Geburtstag, zum Frauentag, zum Vatertag, Weihnachts- und Ostergeschenke gehören dazu. Uneingeschränktes Interesse signalisiert auch unsere Körperhaltung: Blickkontakt ist ein mächtiges Mittel um Präsenz auszustrahlen und ungeteilte Aufmerksamkeit zu zollen.
Der Mitarbeiter hat Kinder und das Personal in der Betreuungseinrichtung streikt? Oder er kümmert sich um einen pflegebedürftigen Angehörigen? Dann wird er Angebote wie Teilzeit, Gleitzeit oder Homeoffice als Entgegenkommen schätzen und sich revanchieren.
Loyalität ist nicht nur eine Eigenschaft, die Vorgesetzte von ihren Untergebenen erwarten, sondern auch selber leben sollten. Dies bedeutet, nach aussen sowie gegenüber anderen Vorgesetzten zu den Mitarbeitern zu stehen und deren Interessen zu vertreten.
Wenn wir Mitarbeiter wertschätzend behandeln, signalisieren wir: "Du bist eine Bereicherung für unser Team, für unser Unternehmen". So ist es grundsätzlich wichtig, dass die Kommunikation auf gleicher Augenhöhe erfolgt - sitzend eine Wertschätzung auszusprechen, während dem die andere Person steht, ist suboptimal und wird unbewusst als "nicht authentisch" taxiert.
Eine besondere Herausforderung ist es für jeden Vorgesetzten sicherlich, einem Mitarbeiter eine Wertschätzung auszusprechen, obwohl dieser immer wieder durch ungenügende Arbeitsleistung auffällt oder die gegenseitige "Chemie" nicht stimmig ist. Dennoch empfiehlt es sich, gerade hier auf diese Ideen im Besonderen einzugehen. Das Vermitteln von Wertschätzung ist genauso wichtig wie das Üben von Kritik, das Vereinbaren von Zielen und das Prüfen der Erreichung dieser.
Das Wichtigste an diesen Ideen: Alle Aktivitäten müssen aufrichtig sein und die innere Haltung widerspiegeln. Lediglich so ist Wertschätzung echt, dauerhaft und kann eine Unternehmenskultur fördern, die eine solide Grundlage für Erfolg bildet.
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Autor: Roger Nellen