Vom Cultural Fit profitieren Unternehmen und Bewerber

Wer neue Mitarbeitende sucht, prüft, ob sie fachlich geeignet sind. Die gewünschte Ausbildung und Berufserfahrung sind wichtige Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen. Neben diesen Hard Skills sollten die Bewerber passende Soft Skills mitbringen. Die Suche nach menschlich geeigneten Kandidaten geht einen Schritt weiter. Potenzielle Mitarbeitende sollten die Werte des Unternehmens mittragen, also die Unternehmenskultur. Der „Cultural Fit“ beschreibt, wie die Werte des Unternehmens mit der Einstellung der Mitarbeitenden übereinstimmen. Er ist das Gegenstück zum „Professional Fit“.

Mitunter existieren Eckpfeiler für die gewünschte Kultur im Unternehmen, doch die gelebte Unternehmenskultur weicht davon ab. Zudem prägt die jeweilige Führungskraft den Charakter einer Abteilung. Ist das Unternehmen dynamisch und innovativ und ein Abteilungsleiter fachlich exzellent, aber eher bewahrend, kann es einen kulturellen Konflikt geben.

Dynamische Produktionsweisen und global vernetzte Märkte beeinflussen im Zeitalter der Digitalisierung die Unternehmenskultur. Sie ist folglich nicht in Stein gemeisselt.

Der Cultural Fit ergänzt das fachliche Matching, aber ersetzt es nicht. Sonst könnte das bekannte Motto gelten: „Hire for attitude and train for skills.“

Der Cultural Fit für diverse Teams

Um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen Unternehmen auf eine hohe Diversität in ihren Teams. Dabei achten sie darauf, dass die Persönlichkeiten der Mitarbeitenden gut zusammenpassen. Gleichzeitig sollten die Mitarbeitenden gut zur Unternehmenskultur passen. Die beiden Aspekte lassen sich über den Cultural Fit vereinbaren. Leben Mitarbeitende die Werte des Unternehmens, haben sie eine wichtige Gemeinsamkeit.

Um Kandidaten auf den Cultural Fit zu prüfen, müssen deren Werte bekannt sein. Abgeleitet werden sie aus der Unternehmenskultur. Dafür sollte sich das Unternehmen kritisch fragen, ob es seine gelebte Unternehmenskultur wirklich kennt.

Die Mitarbeitenden sollten sich nicht wie Klone ähneln. Ein nach Geschlecht, Alter und kulturellem Hintergrund divers aufgestelltes Team gilt als schlagkräftiger und innovativer. Trotzdem bedarf es eines verbindenden Elements. Dieses ist die Akzeptanz der Unternehmens-Kultur, also gleiche Werte und Ziele.

Die nötige Flexibilität und der Wille, sich zu entwickeln und Neues zu lernen, sollten alle Mitarbeitenden mitbringen.

Die Anwendung des Cultural Fit im Bewerbungsprozess

Führt der „Cultural Fit“ zu einem Match, profitieren das Unternehmen und die Kandidaten davon:

  • Das Unternehmen hat motivierte und engagierte Mitarbeitende und eine geringere Fluktuationsrate. Die Zusammenarbeit im Team verbessert sich.
  • Die Bewerbenden finden gezielter ihren Wunscharbeitgeber und sie bringen sich engagierter ein. Ihre Arbeitszufriedenheit steigt.

Um herauszufinden, wie gut Bewerber zur Unternehmenskultur passen, müssen die Personalentscheider deren Eigenschaften und Einstellungen näher kennenlernen. Allgemeine Fragen reichen nicht, um zu erfahren, ob die Kandidaten ähnliche Werte wie ihre künftigen Kollegen vertreten. Die Klassiker „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ oder „Was ist Ihr liebstes Hobby?“ bringen wenig Erkenntnisgewinn. Deshalb sollten die Fragen auf den Prüfstand gestellt und auf die zu besetzende Stelle und Abteilung angepasst werden.

Wer es schafft, die Kandidaten aus der Reserve zu locken, kann den Cultural Fit besser einschätzen.

Passende Fragen könnten sein:

  • Was war Ihre schlechteste Erfahrung mit Kollegen oder Ihrer Führungskraft – und was haben Sie unternommen?
  • Was erwarten Sie von Ihrem Vorgesetzten?
  • Unter welchen Voraussetzungen gehen Sie für Ihren Arbeitgeber die Extra-Meile?
  • Was war für Sie in Ihrer letzten Stelle wichtig, was war schwierig?

Bekommt ein Unternehmen traditionell viele Zuschriften, könnte in der Stellenanzeige eine Frage stehen, die die Kandidaten in ihrer Bewerbung beantworten. Manche Unternehmen setzen zudem auf IT gestützte Tests für den Cultural-Fit.

Mit dem Cultural Fit die Bewerber überzeugen

In die Auswahlgespräche können neben Personalern und Führungskräften auch künftige Kolleginnen und Kollegen eingebunden werden. Dies hilft beiden Seiten:

  • Die künftigen Kollegen fühlen dem Bewerber auf ihre Art „auf den Zahn“. Dabei klopfen sie ab, ob er für das Team geeignet ist.
  • Die Bewerber bekommen einen authentischen Ausblick auf die künftige Arbeitsatmosphäre.

Es bietet sich an, spätestens im zweiten Gespräch die Räume und den konkreten Arbeitsplatz zu zeigen. Noch weiter kann ein Probetag gehen, an dem sich Team und Kandidaten ausgiebig beschnuppern können.

Auch Bewerber suchen nach dem Cultural Fit. Insbesondere jüngere Kandidaten wollen vorab möglichst viel über die Kultur und die Werte des Unternehmens erfahren. Diese Informationen sind für ihre Entscheidung oft wichtiger als das Gehalt und finanzielle Extras.

Cultural Fit und Arbeitgebermarke

Auf ihrer Candidate Journey erleben die Bewerber Wertschätzung oder das Gegenteil. Die Räume des Unternehmens, die genutzte Technik und die Freundlichkeit der Gesprächspartner hinterlassen ebenso einen Eindruck.

Die Bewerber können zudem im Internet prüfen, ob das Bild des Unternehmens authentisch ist.

  • Wie wirkt das Unternehmen auf der Website: Zeigen sich dort Mitarbeitende oder gibt es nur Stockfotos zu sehen?
  • Auf welchen Social-Media-Kanälen ist das Unternehmen vertreten und wie wirken seine Posts und die Kommunikation?
  • Viele Kandidaten sind auf XING oder LinkedIn aktiv. Dort überprüfen sie, ob jemand aus dem eigenen Netzwerk inklusive der Kontakte zweiten Grades bei dem Unternehmen arbeitet oder gearbeitet hat. Ein (früherer) Mitarbeitender ist eine gute Informationsquelle.
  • Auf Plattformen wie kununu oder Glassdoor bewerten jetzige und frühere Mitarbeitende ihren Arbeitgeber und häufig die Unternehmenskultur. Dabei ist es interessant zu beobachten, ob und wie das Unternehmen auf kritische Äusserungen reagiert.

Sowohl für den Cultural Fit als auch für die Arbeitgebermarke ist es wichtig, dass das Unternehmen seine Kultur authentisch und konsistent transportiert. Zu den wichtigsten Kontaktpunkten zählen die Stellenanzeige, die Website sowie die Social-Media-Kanäle des Unternehmens. Ausserdem das Vorstellungsgespräch inklusive der Abwicklung des Bewerbungsprozesses. Die Werte sollten in allen Kontaktpunkten einheitlich und widerspruchsfrei kommuniziert werden.

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Autor: Nicole Schmidt