Quiet Quitting läutet zur nächsten Runde gegen Arbeitssucht

Grundsätzlich ist Quiet Quitting keine neue Erscheinung. Was heute wörtlich „stilles Kündigen“ meint, hiess früher „innere Kündigung“, „mentale Kündigung“ oder „Dienst nach Vorschrift“. Es bedeutet, nur noch die vertraglich definierte Zeit zu arbeiten, keine freiwilligen Überstunden zu leisten, kein besonderes Engagement an den Tag zu legen. Wer eine solche Haltung eingenommen hat, distanziert sich und zieht sich aus Aktivitäten zurück – inzwischen auch gar nicht mehr so leise. Denn diese Einstellung trifft den Zeitgeist.

Quiet Quitting wird laut

Insbesondere die jüngeren Generationen Y und Z grenzen sich im beruflichen Kontext deutlich von den Babyboomern ab, die den Begriff „Workaholic“ geprägt haben. Sie entgegnen ihnen: „Wir machen bei eurem Wahnsinn nicht mehr mit!“, wie Coach und Mediator Oliver Blecken aufzeigte. Konkret sehen die zwischen 1981 und 1995 Geborenen die Work-Life-Balance als fundamentalen Bestandteil der Lebensplanung. Die ab 1996 Geborenen trennen gar strikt Arbeit und Privatleben.

Dafür, dass ihre Haltung jetzt öffentlich beachtet die Oberhand gewinnt, sorgen mehrere Entwicklungen. Zum Ersten lösen sie die Babyboomer in zentralen Funktionen ab, sodass ihr Anteil wächst. Zum Zweiten verschärft sich in vielen Branchen der Fachkräftemangel und zum Dritten hat die Pandemie den Trend verstärkt, so das Magazin VICE. Während alle Welt von der Gefährlichkeit des Virus redete, zitierten viele Arbeitgeber ihre Angestellten in die Büros, „obwohl der Sinn nicht ersichtlich war oder es andere Möglichkeiten gegeben hätte“. Folglich ergab sich für Mitarbeiter die Frage: „Wenn meinem Arbeitgeber meine Gesundheit egal ist – wie soll ich ihm dann vertrauen können?“ Sie fühlten sich nicht genügend gesehen und suchten Bestätigung im Privatleben. Das freiwillige Engagement der Mitarbeiter wanderte vom Beruf in die Freizeit, sie wurden zu Quiet Quittern.

Empfehlungen für Unternehmen


Entscheider in Firmen und Institutionen, die ihren Bedarf an Spezialisten künftig sichern wollen, müssen anerkennen, dass das, was sie bislang als Grosszügigkeit verstanden haben, nicht mehr wirkt. Sie haben keine andere Option, als die Beziehungen zu ihren Mitarbeitern neu zu definieren und zu gestalten. Das betreffe die Arbeitsstrukturen. Inzwischen sei ohnehin belegt, dass Menschen auch bei geringerer Wochenarbeitszeit die gleiche Leistung wie in 40 Stunden verrichten können. Das zeitliche Engagement bei der Arbeit ist eine überholte Vorstellung, ebenso die Überzeugung, dass Mitarbeiter immer die Extra-Meile gehen müssen, um Karriere zu machen, wie Oliver Blecken erläuterte. Das Büro muss nicht der zwangsläufige Arbeitsort sein. Alternative Ideen gibt es einige: „Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich, die Möglichkeit, remote – also eben auch vom Strand aus – zu arbeiten oder auch einfach: saftige Lohnerhöhungen“, so VICE.

Zudem sollten sich Entscheider fragen, welchen Wert die Arbeit habe. Denn sie stifte Identität. Mitarbeiter wollen arbeiten und identifizieren sich mit dem, was sie tun. Die damit verbundenen Aufgaben adressieren die Führungskräfte. Zudem sollten sie ermächtigt und ermutigt werden, sich mehr um die Angestellten zu kümmern, schrieb Oliver Blecken. Denn nur im direkten Umgang können diese die Wünsche sowie Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter verstehen und Wege finden, jene mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. Dabei komme es auf die innere Haltung an. Diese sollte von einem aufeinander Zugehen, Zuhören und konstruktiven Austragen von Konflikten geprägt sein. Das wiederum beinhaltet eine Vielzahl von Aspekten, etwa eine fortschrittliche Fehlerkultur, mit gutem Beispiel voranzugehen und auch trotz stetig wachsender Herausforderungen Stress zu vermeiden.

Das Perfect Match entscheidet


Kurz: Die passenden Führungskräfte erkennen Quiet Quitting, verstehen es als Warnzeichen. Sie sind in der Lage, Mitarbeitern Unterstützung anzubieten sowie sie als engagierte, motivierte Teammitglieder zurückzugewinnen. Im Zweifelsfall sollten Letztere das Unternehmen auch verlassen dürfen. Denn: „Die Entscheidung, getrennte Wege zu gehen, ist nicht unbedingt ein schlechtes Ergebnis“, wie Dr. Geetesh Goyal, CEO von Human Bees, Anbieter von Human-Capital-Management-Lösungen, gegenüber Business Insider erklärte. Immerhin sei es das, was Entscheider wollen – „die richtigen Menschen für das Team finden – und die falschen Leute können gehen.“ Oder wie es FlorianM in einer Diskussion in der Community des Softwareunternehmens Personio formulierte: „Ich glaube, solange wir ein Perfect Match zwischen Person und Environment wählen, ist die Debatte um Quiet Quitting schnell passé.“

Sorgen Sie also dafür, dass Sie für jede Stelle eine wirklich passende Persönlichkeit auswählen – für den grösstmöglichen Impact allem voran für leitende Funktionen. Gerne unterstützen wir Sie dabei.

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Autor: Jasmine Grabher