Wie werden Unternehmen zu attraktiven Arbeitgebern?

Zusammen mit dem Unternehmen für Datenanalyse Statista hat die schweizerische Handelszeitung erneut die 250 besten Arbeitgeber der Schweiz im Jahr 2021 gekürt. Dazu befragten sie über 7400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Schweiz.

Die drei höchstplatzierten Arbeitgeber sind:

  • Rivella (Vorjahr: Platz 8), Herstellung von Lebens- und Genussmitteln, sonstige Verbrauchsgüter
  • Schindler (Vorjahr: Platz 59), Maschinen- und Anlagebau
  • Schweizer Paraplegiker-Gruppe: (Vorjahr: Platz 89), Gesundheit und Soziales

Lediglich vier der besten zehn belegten schon im Vorjahr Plätze in der Top Ten. Die Unternehmen auf den Rängen 5 sowie 7 bis 9 waren im Jahr zuvor nicht einmal in der Liste der 250 vertreten.

In den Kriterien Wertschätzung und Vertrauen gegenüber den Arbeitnehmern sowie Teamwork im Unternehmen wurden die Spitzenreiter überdurchschnittlich bewertet. Die Erfolgsfaktoren reflektieren, wie sich die Arbeitswelt verändert durch die Digitalisierung, COVID-19 und die Wünsche und Erwartungen der Generationen Y und Z. Daher ändern sich auch die Massstäbe, anhand derer Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber beurteilen.

Nach einem Jahr Homeoffice wird es wichtiger, wie der Arbeitgeber kommuniziert und seine Mitarbeitenden in der Ausnahmesituation der Pandemie schützt und unterstützt. Extras wie eine Kantine, das firmeneigene Fitnessstudio oder ein Dienstwagen verlieren an Bedeutung.

Der neue Blick auf die Qualität von Arbeitgebern

Haben Menschen früher eine Stelle gesucht, standen stärker das Salär, die Karrierechancen und die Weiterbildung im Vordergrund. Diese Aspekte sind nach wie vor relevant, werden aber durch weitere Kriterien flankiert. Ob die Unternehmenskultur modern oder traditionell ist, erfuhren Mitarbeitende früher meist erst nach dem Antritt ihrer Stelle. Heute zeigen Unternehmen offen im Internet und auf Social Media ihre Kultur. Deren Aspekte wie die Arbeitsatmosphäre, das Verhalten der Vorgesetzten sowie die Beteiligung der Mitarbeitenden werden in Online-Plattformen für Bewertungen von Arbeitgebern abgefragt und offengelegt. Das daraus errechnete Rating drückt die Attraktivität des Arbeitgebers aus.

Wie flexibel sind Unternehmen bezüglich der Arbeitszeiten und des gewählten Arbeitsortes? Es reicht nicht mehr aus, den Mitarbeitenden die mobile Arbeit oder das Homeoffice zu erlauben. Die Work-Life-Balance und die Unterstützung von Familien spielt für viele Arbeitnehmer eine wichtige Rolle, um die Attraktivität ihres potenziellen Arbeitgebers zu beurteilen.

Weitere Themen sind Diversität und Gleichberechtigung sowie damit verbunden die Fairness der Entlohnung. Produziert ein Unternehmen nachhaltig oder entwickelt sich in diese Richtung, stellt das für viele Bewerber einen weiteren Pluspunkt dar.

Die Haltung des Arbeitgebers zu Umweltthemen sowie politischen und sozialen Fragen spielt für viele Mitarbeitende eine wichtige Rolle und legt offen, ob Unternehmenskultur und Purpose zusammenpassen.

Innovation und Führungsqualität als wichtige Eckdaten

Der Sinn ihrer Tätigkeit spielt besonders für die Generationen Y und Z eine immer stärkere Rolle. Das könnte ein Grund sein, warum in der Untersuchung von Statista und Handelszeitung 16 Prozent der Top 50 Arbeitgeber im Bereich „Gesundheit & Soziales“ zu finden sind.

Die GPTW (= Great Place to Work) Switzerland AG erhebt und misst Daten, um die Arbeitsplatzkultur von Unternehmen zu bewerten. Im Fokus stehen die Führungsqualität, die Innovationskraft und die Potenzialentfaltung der Mitarbeitenden sowie Wertschöpfung, Vertrauen und gelebte Werte.

In der jährlichen Rangliste der Great Places to Work in der Schweiz hat 2020 der IT-Dienstleister UMB den ersten Rang belegt. Seit 2014 konnte sich UMB schon dreimal über den Titel „Bester Arbeitgeber der Schweiz“ freuen (Kategorie: Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden). Im letzten Jahr kam der 5. Platz im europäischen Vergleich hinzu. UMB legt seinen Fokus auf wertschätzende Führung, eine gute Feedback-Kultur und Teamspirit.

Eine gute Kommunikationskultur und die Bereitschaft, innovativen Ideen der Mitarbeitenden zuzuhören und diese umzusetzen, sind zu wichtigen Kriterien geworden.

Agile Strukturen, flache Hierarchien und die Kommunikation auf Augenhöhe sind beliebte Schlagworte. Zeigt sich, dass ein Unternehmen diese tatsächlich lebt, zahlt das ebenfalls auf die Arbeitgebermarke ein.

Weitere Kriterien, um überdurchschnittliche Arbeitgeber zu ermitteln

Im Dezember 2020 hat die Arbeitgeberbewertungsplattform kununu Unternehmen der DACH-Region mit einem Ranking versehen. Die Arbeitgeber mussten mindestens 50 Bewertungen aufweisen, von denen wenigsten drei aus den sechs Monaten vor dem Stichtag stammen. Als bestes schweizerisches Unternehmen belegt die Netcloud AG mit einem kununu-Score von 4,79 den 11. Platz. Das Unternehmen schnitt in allen Kriterien gut ab und wurde besonders gelobt für die flexiblen Arbeitszeiten, die Möglichkeit zur Arbeit im Home Office und die betriebliche Altersvorsorge.

Die Rate der Weiterempfehlung der Netcloud AG liegt mit 97 Prozent in einem exzellenten Bereich. Die durchschnittliche Bewertung von Unternehmen der Telekommunikation nennt kununu mit 3,5 Punkten. Die Netcloud AG hebt sich mit ihrem Score von 4,8 deutlich von ihren Wettbewerbern ab.

Bei Netcloud betonen die (ehemaligen) Mitarbeitendenen auf kununu die familiäre Firmenkultur mit Vertrauen und Wertschätzung sowie die direkte Kommunikation mit den Vorgesetzten.

Auf Platz 14 folgt als zweites Unternehmen der Schweiz die Opacc Software AG. Mit einer Weiterempfehlungsrate von 100 Prozent und einem Score von 4,77 ebenfalls ein attraktiver Arbeitgeber. Bei Opacc loben die (ehemaligen) Mitarbeitenden Wertschätzung, guten Führungsstil, offene Kultur, Verantwortung und attraktive Mitarbeiterevents.

Kununu hat im Jahr 2020 in einer weiteren Studie untersucht, welche Arbeitgeber mit den besten Vorgesetzten punkten. In der schweizerischen Top Ten landete der Sicherheitsdienstleister Daru-Wache AG auf Platz 1. Sein Vorgesetztenverhalten wurde mit 3,99 bewertet. In der Top Ten zeigt sich auf den Plätzen 2 bis 4 ein Branchenschwerpunkt im Bereich Tourismus/Gastronomie und Versicherung (Plätze 5 sowie 8 bis 10). Auf den Rängen 6 und 7 sind eine Bank und ein Handelsunternehmen zu finden.

Die verschiedenen Studien unterstreichen, dass nicht-monetäre Aspekte eine wachsende Bedeutung haben. Wem es folglich gelingt, ein attraktives Salär durch eine gute Unternehmens- und Kommunikationskultur zu ergänzen, muss sich wenig Sorgen bei der Suche nach gefragten Talenten machen.

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Autor: Nicole Schmidt