Wie die Führung mit emotional geladenen Zielbildern gelingt

Durch die Digitalisierung wird Technik am Arbeitsplatz immer wichtiger, aber auch im Privatleben. Dank Big Data und der Fülle an detaillierten Zahlen lassen sich Erfolge eindeutiger identifizieren. Daten werden entscheidender, fast alles lässt sich messen und bewerten.

Für viele Menschen sind Zahlen und Daten abstrakt und schwer vorstellbar. Um Mitarbeitende nachhaltig zu begeistern und mitzureissen, braucht es Nähe, Menschen und Emotionen. Gefragt sind charismatische Führungskräfte, die authentisch und auf Augenhöhe mit ihrem Team kommunizieren. Ähnlich wichtig ist es, die Unternehmensziele emotional aufzuladen. Die Zukunft der Arbeit muss menschlicher werden. Ein zentraler Baustein ist dabei, dem Einzelnen das Gefühl zu vermitteln, ein wichtiger Teil des grossen Ganzen zu sein – und kein Rädchen, das jederzeit ersetzt werden kann. Das grosse Ganze ist im Idealfall keine Zahl und kein abstraktes Ziel, sondern ein kraftvolles und authentisches Zielbild mit Emotionen.

Der Strategieexperte Matthias Kolbusa erklärt, wie ein Zielbild entsteht: „Dieses Bild ist eine emotional mitreissende Vorstellung der Welt, die die Wunschziele hervorbringt. Ein solches Zielbild ist stets eine Rückschau aus einer Zukunft, die erzählt werden kann. Es kommt darauf an, die Zukunft vor dem inneren Auge deutlich zu visualisieren und gefühlsmässig «vorwegspüren» zu können.“

Die Überlegungen zum Zielbild lassen sich 1:1 auf den Dialog mit Kunden übertragen, unabhängig von der Branche oder den Produkten. Trends wie das „Social Selling“ zeigen, dass sich Menschen lieber bei Menschen informieren, als bei anonym wirkenden Unternehmen. Auch das emotionale Marketing gewinnt an Bedeutung und schafft eine Verbundenheit mit den Kunden. Influencer sowie interne Markenbotschafter (Corporate Influencer) und Social CEOs sind kein flüchtiges Trendthema. Sie gehören zur neuen Art, als Unternehmen mit Mitarbeitenden und Kunden zu kommunizieren.

Mit Zielbildern begeistern und motivieren

Der chinesische Philosoph Laotse soll gesagt haben: Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.

Einer Überlieferung nach begegnete ein Mann vor ein paar Hundert Jahren zwei Arbeitern, die auf staubigem Untergrund angestrengt Steine klopften. Auf seine interessierte Frage, was sie dort machen, gab es zwei Antworten. Der erste Arbeiter erklärte missmutig, dass er Steine klopfe, wie kaum zu übersehen sei. Er müsse nun mal arbeiten und seine Familie ernähren. Die Auftraggeber zahlen ihm einen fairen Lohn.

Der zweite Arbeiter strahlt über das ganze Gesicht und erklärt begeistert, dass er an einer Kathedrale baut. Ihm gelingt es, die Mühsal seines Arbeitsalltags zu verdrängen – mit Blick auf das hehre Ziel. Er ist sichtlich stolz darauf, mit seiner Hände Arbeit einen Teil der beeindruckend gross geplanten Kathedrale zu errichten. Für ihn ist die Zukunft im Jetzt schon erlebbar. Er sieht die Kathedrale vor sich, selbst wenn noch Jahre vergehen, bis diese geweiht wird.

Was zeigt diese Geschichte? Zwei Menschen können exakt die gleiche Arbeit ausüben und sind völlig unterschiedlich motiviert.

Was sich mit einem starken Zielbild erreichen lässt, hat uns die Schweizer Nationalmannschaft gezeigt. Bei der diesjährigen Europameisterschaft stand die Schweizer Nati in Bukarest mit 1:3 im Rückstand. Wenig verwunderlich, da die Mannschaft gegen den amtierenden Weltmeister antrat. Doch dann wurden die Karten neu gemischt. Das Spiel endete nach dem Elfmeterschiessen 8:7 für die Schweiz. Professor Wolfgang Jenewein ist Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und Spezialist für das Thema Führung. Er erklärt, dass die Mannschaft den Schritt von der „World of Wish“ in die „World of Will“ gegangen ist. Mit der daraus entwickelten Willenskraft haben sie gesiegt.

Wie funktionieren Zielbilder in der Unternehmenspraxis?

Statt als Zielgrösse eine Umsatzsteigerung von 10 Prozent vorzugeben, lässt sich der abstrakte Wert durch ein Bild ersetzen. Dieses zeichnet, wie das Unternehmen und seine Mitarbeitenden dastehen, wenn sie das Ziel erreicht haben. So wird ein Unternehmen zum Marktführer in seiner Nische und setzt Standards für die nachhaltige Produktion von Spielzeug für Kleinkinder. Mit dem Zielbild können sich die Mitarbeitenden gut identifizieren. Sie fühlen sich wertgeschätzt und sind stolz darauf, mit ihrer Arbeit beizutragen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Hilfreich kann auch sein, die Zielbilder in echte Bilder zu übertragen. Dabei können Experten für Graphic Recording helfen. Sie begleiten Workshops und visualisieren die Zielbilder für das Unternehmen sowie die nötigen Schritte.

Emotional aufgeladene Bilder funktionieren im internationalen Kontext gut. Gerade wenn die Menschen in einem Team viele unterschiedliche Sprachen sprechen, können Bilder ein verbindendes Element darstellen.

Das Verständnis von Zahlen und abstrakten Zielgrössen hängt auch vom Ausbildungshintergrund ab. Wer sich in seinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium fundierte Kenntnisse der Statistik aneignet, ist geübt darin, Zahlen schnell und zielgerichtet zu interpretieren. Menschen in Kreativberufen oder mit einem handwerklichen Schwerpunkt, haben mitunter eine geringere Affinität zu Zahlen.

Wer kann die Zielbilder transportieren?

Die Bedeutung der Führung mit Zielbildern bekam durch die Pandemie weiteren Auftrieb. Um die Mitarbeitenden im Homeoffice zu begeistern und ihre Loyalität zu gewinnen, können emotional aufgeladene Bilder hilfreich sein. Dabei kommen wieder die charismatischen Führungskräfte ins Spiel. Ohne direkten persönlichen Kontakt bedarf es Menschen, die die Bilder vermitteln.

Mit den positiven Emotionen der Zielbilder lässt sich leichter und nachhaltiger Teamgeist entwickeln und aufrechterhalten. Das ist im Zeitalter des hybriden Arbeitens unerlässlich. Die Mitarbeitenden im Homeoffice fühlen sich dann weniger als Satelliten, sondern als wichtiger Teil des Teams.

Die Qualität der Führung ist ausschlaggebend und ein neuer Typ Manager wird gebraucht. Wir kennen die Anforderungen der neuen Arbeitswelt und unterstützen Sie darin, die passende Führungskraft zu finden. Sprechen Sie uns an.

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Autor: Thomas Ritter