Wie beeinflusst der Fokus auf ESG die Arbeitgebermarke?

Immer mehr Firmen schreiben sich die Einhaltung von ESG-Kriterien auf die Fahne. Übernimmt ein Unternehmen Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft, stärkt dies die Arbeitgebermarke, die Employer Brand. Die Abkürzung ESG steht dabei für Environmental, Social und Governance, also Umwelt, Soziales und die verantwortungsvolle Führung.

Die positive Wirkung auf die Arbeitgebermarke hat zwei Effekte. Zum einen positioniert sich das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber, der ein sinnstiftendes Arbeitsumfeld bietet. Damit zieht es Kandidaten an, die von Unternehmen soziale Verantwortung und nachhaltiges Handeln erwarten. Zum Zweiten wirkt das Engagement des Unternehmens auch nach innen. Identifizieren sich die Mitarbeiter besser mit dem Unternehmen, verstärkt sich die Bindung und ihre Loyalität.

Die Erfüllung von ESG-Kriterien entwickelt sich zu einem wichtigen Unternehmensziel. Neben den (potenziellen) Mitarbeitern ist die soziale, ökologische und gesellschaftliche Verantwortung auch für Entscheidungen von Kunden und Kreditgebern ausschlaggebend.

Abhängig von Branche und Produkte kann sich das Engagement in höheren Umsätzen auszahlen. Viele Menschen konsumieren heute bewusst und achten zum Beispiel beim Kauf von Kleidung auf deren Herkunft. Gerät eine Marke in schlechtes Licht, weil in ihrer Lieferkette Kinderarbeit zutage kommt, kann das Marktanteile kosten.

ESG-Ziele als verbindendes Element für die Unternehmenskultur

Es gehört zur Chefsache, die ESG-Themen zu etablieren und transparent zu kommunizieren. Steht ein Unternehmen klar hinter seinen ESG-Zielen, kann dies auch zu einem verbindenden Element für die Mitarbeiter werden. Fördert das Unternehmen beispielsweise an seinem Standort Umweltprojekte, können sich alle Mitarbeiter einbringen. Von besserer Luft und mehr Grün profitieren sie unabhängig von Alter oder Position. Einen Schritt weiter gehen Unternehmen, die Zielvereinbarungen für ihre Mitarbeiter an ökologische oder soziale Ziele knüpfen.

Damit der Cultural Fit in der Praxis funktioniert, spielen die ESG-Kriterien bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Idealerweise begeistern sie sich für Themen der Nachhaltigkeit. Kommen nachhaltig orientierte Mitarbeiter mit Umwelt- und Sozialkompetenz in ein nachhaltig aufgestelltes Unternehmen, kann es zu einer positiven wechselseitigen Verstärkung kommen. Zudem eigenen sich diese Mitarbeiter hervorragend als authentische Markenbotschafter und Corporate Influencer. Wer sich besonders stark mit seinem Arbeitgeber identifiziert, geht für ihn auch die Extra-Meile.

Für junge Bewerber und speziell die Generation Z ist das gesellschaftliche Engagement des künftigen Arbeitgebers sowie dessen Einstellung zu Umweltfragen oft ausschlaggebend für die Entscheidung. Mittlerweile wird die für die GenZ wichtige Work-Life-Balance mitunter durch die Green-Work-Life-Balance ersetzt.

Geht ein Unternehmen sorgsam mit der Umwelt und der Gesellschaft um, erwarten auch die Mitarbeiter gut behandelt zu werden. Unabhängig vom Alter kann die Haltung des Unternehmens zu ESG das Zünglein an der Waage sein, wenn begehrte Spezialisten ihre Jobangebote vergleichen. Sind Gehalt und Arbeitsbedingungen ähnlich, könnten diese eher soften Faktoren den Ausschlag geben.

Die Aussenwirkung der ESG-Kriterien

Die Bedeutung von ESG wird zunehmen. Unternehmen, die ESG-Kriterien priorisieren, gelten als zukunftsträchtig. Entwickelt ein Unternehmen schon heute die passende Denkweise und baut eine stabile Unternehmenskultur auf, hat es Aussicht auf langfristigen Erfolg. Die Einhaltung von ESG-Kriterien minimiert die Gefahr von Unternehmenskrisen, beispielsweise durch einen Imageschaden. Zudem schauen Banken schon heute bei der Kreditvergabe auf das ESG-Rating. Je schlechter dieses ausfällt, desto höher sind die Kapitalkosten.

Am Kapitalmarkt zeigt sich bereits eine kaum zu deckende Nachfrage nach „grünen“ Anlagemöglichkeiten, insbesondere seitens der grossen institutionellen Investoren. Nach einer Marktumfrage der Swiss Sustainable Finance (SSF) stieg das Volumen nachhaltiger Anlagen im Jahr 2020 in der Schweiz um 31 Prozent. Mit einem Anteil von 52 Prozent übertrafen Fonds mit nachhaltigen Anlageansätzen erstmalig konventionelle Investmentfonds.

„Tue Gutes und spreche darüber“. Das beste regionale Essen in der Kantine und die transparenteste Lieferkette nutzt nichts, wenn davon kein Bewerber etwas mitbekommt.

Die ESG-Themen zur Stärkung der Employer Brand sollten deshalb auch regelmässig nach aussen gespielt werden. Über Social-Media-Kanäle wie LinkedIn, Twitter oder Instagram lassen sich latent Stellensuchende und potenzielle Kunden erreichen. Generell informieren sich heute Bewerber auf ihren bevorzugten Social-Media-Plattformen über ihrem Wunscharbeitgeber. Attraktive und emotionale Bilder lassen sich bei den EG-Themen meist leicht finden.

Die Wirkung der ESG-Kriterien auf das Unternehmen

Dabei ist Transparenz wichtig. Eine weitere Möglichkeit sind Siegel über die Einhaltung der Kriterien. Diese werden nicht immer als glaubwürdig und objektiv wahrgenommen, da häufig nur Unterlagen und Aussagen der Unternehmen die Basis bilden. Hier spielen die Budgets der Unternehmen eine Rolle, sodass es eine Verzerrung zugunsten grösserer Unternehmen geben kann.

Damit es nicht zum Effekt des Greenwashings kommt, sollten Innen- und Aussenbild übereinstimmen. Andernfalls merken Bewerber dies wahlweise schon im Bewerbungsprozess oder spätestens während der Probezeit. Springen sie dann wieder ab, entstehen neue Kosten für die Personalsuche. Schlimmstenfalls fällt der Bewerber öffentlich ein negatives Urteil in einer Online-Plattform zur Bewertung von Arbeitgebern.

Für Unternehmen hat der Fokus oft handfeste Kostenvorteile. Das fängt bei der günstigeren Refinanzierung und geringeren Energiekosten an und endet bei niedrigeren Preisen für das regionale und saisonale Obst in der Teeküche.

Durch Corona hat das mobile und hybride Arbeiten an Bedeutung gewonnen. Werden im papierlosen Büro Schreibtische geteilt, benötigt das Unternehmen weniger Fläche, was der Umwelt zugutekommt. Auch weniger gependelte Kilometer schonen das Klima. Somit lassen sich die Wünsche der Arbeitnehmer mit den Unternehmenszielen beim Thema ESG bestens zusammenbringen.

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Autor: Nicole Schmidt