Upskilling führt nur mit der passenden Kultur zum Erfolg

Handel, Banken & Finanzen, Automobil, Gastronomie, IT etc. – alle Branchen propagieren es, weltweit. Namhafte Konzerne wie Microsoft, Google und Amazon engagieren sich dafür. Es gibt spezielle Events und Stimmen, die fordern, Frauen nicht zu vergessen. Die Rede ist vom Upskilling. Nahezu inflationär dominiert der Begriff derzeit viele Schlagzeilen. Um ein neues Mittel im Kampf gegen den Fachkräftemangel handelt es sich jedoch mitnichten.

Im 18. Jahrhundert zeigten sich der Enzyklopädie Wikipedia zufolge erste Ansätze der Erwachsenenbildung, erste Einsichten zur Notwendigkeit eines lebenslangen Lernens gab es Ende des 19. Jahrhunderts. Upskilling beschreibt einen Teil davon – und zwar die Höherqualifizierung. Fähigkeiten und Kenntnisse in einem bestimmten Bereich werden auf ein neues Niveau gebracht. Das Erfordernis ergibt sich aus sich verändernden Rahmenbedingungen, aktuell etwa aus den zunehmenden technologischen Möglichkeiten. Um mit den Entwicklungen Schritt halten zu können und so genannte Skill Gaps zu vermeiden, müssen sich die Beschäftigten neue Kenntnisse sowie Fähigkeiten aneignen. Die Rede ist vom „Erlernen von Fähigkeiten, die aufgrund der Digitalisierung relevanter werden“, so das Netzwerk Xing.

Upskilling muss Fahrt aufnehmen

Dem „Future of Jobs“-Report des Weltwirtschaftsforums zufolge stehen analytisches Denken und Innovation, aktives Lernen und Lernstrategien, komplexe Problemlösefähigkeiten sowie kritisches Denken oben auf der Liste der Skills für morgen. Aber auch Kreativität, Originalität und Eigeninitiative, Führung und sozialer Einfluss sowie Technologieanwendung, Monitoring und Kontrolle sind gefragt. Ausserdem rangieren Technologiedesign und Programmierung, Belastbarkeit, Stresstoleranz und Flexibilität sowie Argumentation, Problemlösung und Ideenfindung hoch im Kurs. Sie zu erlangen, ist unerlässlich, wenn ein Unternehmen Zeit sparen sowie höhere Effizienz, Produktivität und Qualität erlangen will, wie Softwareanbieter Cornerstone argumentiert. Damit ist Upskilling ein Schlüssel zu Innovation und Unternehmenserfolg.

Dennoch besteht in der Schweiz Aufholbedarf. Die Umsetzung von Upskilling-Programmen kommt hierzulande langsamer voran als weltweit. „Nur jedes zehnte Unternehmen kann in der Schweiz erhebliche Fortschritte ausweisen“, so die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Als grösste Hindernisse gelten fehlende Zeit und hohe Kosten, ergab die IUBH-Trendstudie „Upskilling – Digitalisierung und neues Lernen“.

Unternehmen in der Pflicht

Ohne Frage müssen Mitarbeiter Zeit investieren und sich fortbilden wollen. Zwei gute Instrumente sind selbstorganisiertes Lernen sowie Coaching, wie im Beitrag „Coaching und selbstorganisiertes Lernen – zwei Schlüssel zum Erfolg“ erklärt ist. Dabei kommt jedoch Unternehmen inklusive ihrer Führungskräfte besondere Verantwortung zu. Sie müssen Zeit zum Lernen schaffen. Zudem sind Chefs gefordert, Mitarbeiter anzuleiten, für das Upskilling zu motivieren und sich gleichzeitig selber weiterzubilden, wie auf Xing erläutert ist. Eine Aufgabe der Personalabteilung bestehe darin, die Beschäftigten bei der gezielten Weiterentwicklung von Kompetenzen zu begleiten. Die Angebote dafür sind vielfältig, so der Artikel „Weiterbildung im mittleren Alter ist jetzt besonders wichtig“. Diese reichen von strategischer Unterstützung über Kurse bis hin zu Zertifikatslehrgängen, auch auf neu entstandenen digitalen Lernplattformen. Einige sind sogar kostenlos.

Unternehmenskultur entscheidet über Erfolg

Dennoch können die Upskilling-Initiativen nur die Basis sein, wie Kai Schmidhuber, Geschäftsführer der ALDI E-Commerce Verwaltungs-GmbH, auf Xing formuliert. „Das Problem ist, dass die Effekte der Teilnahme an einem einmaligen Workshop oder Onlinekurs via Corporate-Upskilling-Portal kaum von Dauer sind“, heisst es dort. Das gelte insbesondere, wenn das Gelernte nicht täglich praktiziert werde. Das Unternehmen sollte das Training in den täglichen Betrieb einbinden. Immerhin gehe es bei der digitalen Transformation um mehr als nur um die Einführung eines neuen Learning-Tools im Intranet.

Cornerstone fordert, dass Unternehmen bei der Implementierung und dem Management von Schulungen mutiger sein sollten als bisher. Denn heute verbringen Mitarbeiter mit durchschnittlich einem Prozent der Wochenarbeitszeit nicht annähernd genug Zeit mit Weiterbildungsmassnahmen. Dies sei dem Missverständnis geschuldet, dass Schulungen keine „Arbeit“ seien bzw. umgekehrt. Diese Auffassung muss sich ändern. Zudem gilt es, eine Kultur des Lernens zu etablieren, wie die Handelszeitung berichtet. Dafür wiederum ist in vielen Fällen die Unternehmenskultur zu transformieren. Denn sie bildet das Fundament, damit Upskilling sein Potenzial entfalten kann. Oder mit anderen Worten: Wenn sie nicht die erforderlichen Grundlagen schafft, nützt die beste Upskilling-Strategie nichts. Denn auch in diesem Bereich gilt die Erkenntnis von Management-Vordenker Peter Drucker: „Culture eats Strategy for Breakfast.“

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Autor: Jasmine Grabher