So finden Unternehmen passende Mitarbeiter anhand von Skills

Die Folgen können fatal sein, beispielsweise wenn Entscheider bei der Personalauswahl nicht oder nur unzureichend auf die Softskills der Kandidaten achten. Denn Probleme innerhalb eines Unternehmens sind dem Portal stellenanzeigen.de zufolge sehr oft auf ein Defizit bezüglich der Softskills zurückzuführen. 86 Prozent der Firmen sehen mangelnde Teamfähigkeit als einen Hauptgrund für misslungene Prozesse. Angesichts dessen verwundert es nicht, dass der ehemalige McKinsey-Partner Byron Auguste seit sechs Jahren argumentiert, dass Abschlüsse ein schlechter Indikator für entscheidende Fähigkeiten sind, wie das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtete. Um derartigen Missständen vorzubeugen, ist es wichtig, bereits bei der Selektion der Arbeitnehmer deren Skills einzubeziehen und mehr noch: einen Skills-first-Ansatz zu verwenden, so stellenanzeigen.de.

Auf diese Fähigkeiten kommt es an

Das bedeutet, statt der schulischen Performance und Ausbildung vorrangig auf die Kompetenzen zu achten. Dieser Gedanke ist nicht neu. Bereits im Jahre 2013 forderte der Softwareentwickler JobCloud: „Skills sollten in der Mitarbeiter- und Jobsuche zukünftig stärker gewichtet werden.“ Das Unternehmen riet, die Gewohnheiten, Kandidaten und Jobprofile hauptsächlich über die Stellentitel sowie die Rubrizierungen in Jobbörsen zu suchen, zu ändern. Stattdessen sollten die im Stelleninserat gesuchten Fähigkeiten effizient mit den Skills und den Jobinteressen der Kandidaten verglichen werden. Denn Skills seien die Zutaten, Jobtitel die Beschreibung.

Bei „Skills first“ im Recruiting geht es darum, die Mitarbeiter zu finden, die die besten Ergebnisse erzielen können, beispielsweise unter neuen Bedingungen, berichtete das Job- und Karriereportal Karrierebibel. Deshalb müsse nach Fähigkeiten für die Zukunft gesucht werden. Dabei handele es sich zum Ersten um emotionale Intelligenz. Diese zeige sich in der Kommunikation und in der Fähigkeit, Emotionen sowie Bedürfnisse anderer Menschen zu erkennen, darauf zu reagieren und einzugehen. Eine zweite Stärke, die künftig essenziell werde, stelle die Problemlösungskompetenz dar. Ausserdem sei kritisches Denken wichtig, da es helfe, Verbesserungsvorschläge zu liefern und Innovationen sowie Entwicklungen anzutreiben. Um die zunehmenden internationalen Geschäftsbeziehungen zu pflegen, werde interkulturelle Kompetenz benötigt. Darüber hinaus zählen Entwicklungsbereitschaft, Neugier, lebenslanges Lernen, Selbstorganisation, digitale Kommunikation und die Fähigkeit, relevante Informationen im Datendschungel selektieren zu können, zu den Skills der Zukunft. Unabhängig vom Zeitgeist werden fast überall Flexibilität, Belastbarkeit, Verantwortungsbewusstsein, Zielstrebigkeit und Teamfähigkeit gefordert. Abhängig von Branche und Beruf gesellen sich etwa Kreativität, Entscheidungsfähigkeit sowie Organisationstalent hinzu.

Skills gezielt identifizieren

Beim Matching unterstützt Software. Jobbörsen beschleunigen die kompetenzbasierte Einstellung, argumentierte Forbes und führte als Beispiel LinkedIn Skills Path an. Dabei handelt es sich um eine Initiative, die darauf abzielt, Arbeitgeber und Arbeitssuchende zusammenzubringen, indem sie die Kernkompetenzen für offene Stellen identifiziert und dann mit qualifizierten Kandidaten matcht.

Jedoch sollten Entscheider berücksichtigen, dass es auch wertvolle Fähigkeiten gibt, die sich nicht auf den ersten Blick offenbaren. Das sind dem Softwareentwickler clickbits zufolge vor allem Softskills. Oft seien kleine, versteckte Hinweise in Nebenjobs, Hobbys oder anderen Tätigkeiten zu finden. Wichtig ist natürlich, darauf zu achten und sowohl Hard als auch Soft Skills in Bewerbungsgesprächen oder Assessments gezielt zu hinterfragen. Ausserdem ist es eine Philosophie und Denkweise, die auf Vorstands- beziehungsweise Führungsebene beginnt, so der Softwareanbieter Workday. Dass es sich lohnt, auf sie zu setzen, zeigt sich am Nutzen.

Grosser Gewinn

Denn ein kompetenzorientierter Ansatz bei der Einstellung und dem gesamten Mitarbeiterlebenszyklus könne dazu beitragen, den Talentpool intern sowie extern zu vertiefen, die Vielfalt zu fördern, die Mitarbeiterbindung zu verbessern und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens aufzubauen. Das Unternehmen werde zukunftssicher – integrativer, agiler und widerstandsfähiger – könne auf tiefgreifende Herausforderungen reagieren und neue Marktchancen nutzen. LinkedIn bestätigt dies. Denn dem Forbes-Bericht zufolge geht die Plattform davon aus, dass durch diesen Ansatz zum einen Barrieren für Kandidaten beseitigt werden, die nicht über den gewünschten Abschluss oder das Netzwerk verfügen. Zum anderen werden die Talentpools für Arbeitgeber grösser, sodass sie dann auch Kandidaten für nicht so einfach zu besetzende Stellen finden können.

Damit passt der Skills-first-Ansatz hervorragend in die aktuelle Zeit des stärker werdenden Fachkräftemangels und des wachsenden Verantwortungsbewusstseins. Es erscheint nur folgerichtig, dass sich dieser Trend während der Pandemie beschleunigte, was Forbes als „The Rise of Skills“ bezeichnete. Trotzdem sollten Personalverantwortliche immer daran denken, dass selbst Top-Skills allein noch nicht erfolgreich machen, wie es in der Karrierebibel heisst. Sie erhöhen zwar die Wahrscheinlichkeit dafür, jedoch seien vor allem Studium, Ausbildung und Berufserfahrung weiterhin wichtige Faktoren.

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