Neu denken statt in alten Gewohnheiten zu verharren

Gewohnheiten geben unserem Alltag Struktur. Im Berufsleben erledigen wir Aufgaben schneller, deren Ablauf wir kennen. Durch den Gewinn an Effizienz sparen wir Zeit. Für Routineaufgaben sinnvoll, doch für Spezialfragen hilft es uns, aus den gewohnten Denkschemata auszubrechen – und Neues zu wagen.

Für kreative Prozesse bewegen wir uns „outside the box“, verlassen also die bekannten Wege und denken „um die Ecke“. Neu zu denken und Unbekanntes zu entdecken ist wichtig für die Ergebnisse unserer Arbeit und unsere Zufriedenheit. Die sich permanent verändernde Arbeitswelt fordert zudem eine hohe Flexibilität. Da Prognosen kaum möglich sind, ob eine Position oder Aufgabe in 10 oder 20 Jahren noch existiert, ist das lebenslange Lernen unerlässlich. Damit das auch im Alter Ü50 oder Ü60 gut funktioniert, sollte das Gehirn mit neuen Themen und Technologien laufend trainiert werden.

Neben gesunder Ernährung und Bewegung gilt die geistige Beschäftigung als Schutz, um mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken.

Statt täglich Kreuzworträtsel oder Sudokus zu lösen rät die Hirnforschung mittlerweile, sich möglichst oft neuen Impulsen auszusetzen. Der schweizerische Professor für Psychologie und Kognitionsforscher Fred Mast erklärt: „Das Problem mit dieser Form von Trainings bestand darin, dass der Lernerfolg zu spezifisch war. Die Menschen konnten zwar ihre Leistung im Lösen von Kreuzworträtseln verbessern, aber leider blieb es dabei. Interessant sind solche Trainings dann, wenn sie sich auf den Alltag auswirken, das heisst auf Aufgaben, die nicht Teil des Trainings waren."

Wie lässt sich die Routine des Alltags durchbrechen?

Sich zu bewegen ist ein wichtiges Element, um Abwechslung in das tägliche Leben zu bringen. Unser Weg zur Arbeit scheint festgelegt, weil wir die kürzeste, bequemste oder staufreieste Strecke präferieren. Nehmen wir die Route genauer unter die Lupe, zeigen sich Möglichkeiten, zu variieren und Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Wir steigen eine Station früher aus und tun etwas für unsere Fitness. Oder wir nehmen unser Fahrrad morgens in die Bahn und fahren am Abend damit zurück.

Auch am Arbeitsplatz lässt sich Bewegung einbauen. Viele Übungen, die gegen Verspannung helfen, können wir im Sitzen oder Stehen ausüben. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch oder ein separates Stehpult ermöglichen neue Perspektiven und weniger Rückenschmerzen. Wer sich zwischendurch auf einem Sofa ausstrecken oder in einen gemütlichen Sessel lümmeln kann, sollte dieses Angebot nutzen.

Wer teilweise oder dauerhaft von zu Hause arbeitet, kann sich eine wechselnde Morgenroutine aufbauen. Wir starten einfach mit unterschiedlichen Wegen für eine Morgenrunde von 20 bis 30 Minuten. Der Spaziergang kann an anderen Tagen durch eine Mini-Radtour ersetzt werden oder wir joggen. Gymnastik, Yoga oder Meditation sind Alternativen für schlechtes Wetter. Im Internet gibt es zahlreiche Anbieter digitaler Trainingsplattformen.

Mittagspause mit Inspiration

Die Mittagszeit lässt sich als Auszeit für neue Wege nutzen. Statt der Kantine bietet das Picknick im Park frische Luft und neue Ideen. Das Café mit Mittagstisch, die Pommesbude oder die Sushibar können ebenfalls entdeckt werden. Zudem macht die Gesellschaft beim Essen einen Unterschied. Wer sich jeden Mittag in der gleichen Runde trifft, führt täglich ähnliche Gespräche. Neue Denkanstösse gibt ein Mittagessen mit Kollegen aus anderen Abteilungen oder mit Bekannten aus unterschiedlichen Unternehmen und Branchen.

Auch ein kurzes Schläfchen, moderner „Powernap“, bringt Erfrischung und einen Schub an Kreativität. Wer ausserhalb seines Büros arbeiten kann, sollte die Chance nutzen. Bei gutem Wetter auf dem Balkon oder im Park, in einem Coworking-Center oder im Café kommen neue Impulse. Die Geräuschkulisse im Café ist nicht für jeden Menschen die richtige Umgebung, um konzentriert zu arbeiten. Doch Probieren geht über Studieren.

Wissensaustausch und interdisziplinäres Arbeiten

Generell wird der Austausch von Wissen wichtiger: In der heutigen Arbeitswelt ist praktisch niemand mehr in seinem Fachgebiet stets zu 100 Prozent auf dem Laufenden. Wer jedoch ein verlässliches Netzwerk hat und versiert mit internen Collaboration-Tools oder Plattformen im Internet umgeht, weiss zumindest, wo er eine Antwort auf seine Frage findet.

Professor Mast erklärt, wie das flexible und kreative Denken „outside the box“ und die Arbeit in interdisziplinären Teams gut funktionieren kann.

„Die Lösungen zu vielen wichtigen Problemen können heute nicht mehr mit den Mitteln einer Disziplin allein gelöst werden. Dennoch wird die Arbeit in interdisziplinären Teams nicht immer als befriedigend erlebt, da wir die Komfortzone unserer eigenen Disziplin verlassen. Insbesondere dann, wenn es "von oben" verordnet wird und kein klares Ziel erkennbar ist, kann die interdisziplinäre Zusammenarbeit Stress erzeugen. Erkennt jedoch die ganze Gruppe den Mehrwert der interdisziplinären Zusammenarbeit, liegen die Vorteile auf dem Tisch, man kommt besser voran und der störende Stress fällt weg. In interdisziplinären Gruppen ist die disziplinäre Kompetenz der einzelnen Teammitglieder entscheidend. Sie ist Voraussetzung für den interdisziplinären Mehrwert, für den Kreativität und Flexibilität eine wichtige Rolle spielen.“

Lebenslanges Lernen ist nicht nur ein Schlagwort

Wer sich fortbildet, frischt Kenntnisse für die aktuelle Position auf oder erweitert den Horizont und entdeckt Neues. Vorgesetzte neigen manchmal dazu, eine Weiterbildung abzulehnen, sofern diese nicht zum Aufgabenbereich passt. Im Zeitalter der Digitalisierung ist das etwas zu kurz gedacht. Beschäftigen sich Mitarbeiter mit innovativen Themen, bringen sie frische Impulse in ihr Unternehmen. Zudem wird das Lernen gefördert und die Mitarbeiter sind neuen Fragen gegenüber aufgeschlossener.

Neben der betrieblichen Weiterbildung kann es nicht schaden, sich auch privat neue Themen und Fähigkeiten anzueignen. Wer zögert, Freizeit und das eigene Geld zu investieren, kann von zahlreichen kostenfreien Angeboten im Netz profitieren. Von Webinaren über Barcamps bis zu Kursen internationaler Universitäten gibt es eine grosse Vielfalt. Wer seine neuen Kenntnisse gewinnbringend für die Arbeit einsetzt, dem winken langfristig eigene Projekte oder gar eine neue Position.

Mit Impulsen und frischen Ideen aus dem vielfältigen Netzwerk und durch das regelmässige Ausprobieren neuer digitaler Tools erleichtern wir uns den Arbeitsalltag. Wir arbeiten kreativer und effizienter und sind auf Veränderungen besser vorbereitet. 

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Autor: Nicole Schmidt