Mitarbeitende binden und Kündigungen aus Gewissensgründen abwenden

Für zwei von drei Mitarbeitenden gibt es Branchen, für die sie aus ethischen Gründen nicht arbeiten würden. Bekennt sich der Arbeitgeber klar zu ESG-Zielen (Environmental Social Governance/ Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), waren 37 Prozent bereit, ihre Meinung zu ändern. Diese Ergebnisse stammen aus einer Studie in Grossbritannien, für die KPMG im Oktober 2022 knapp 6000 Beschäftigte, Studierende und Auszubildende befragte. Jeder dritte 18- bis 24-Jährige hat demnach schon einmal ein Stellenangebot ausgeschlagen, weil die ESG-Bekenntnisse des potenziellen Arbeitgebers nicht mit seinen Werten übereinstimmten.

Die Verhandlungsstärke begehrter Fachkräfte wächst. Dabei wird deutlich, dass ein attraktives Gehalt nicht mehr das einzige Kriterium für ihre Entscheidung ist. Laut der Studie „Future. Work. Today. Der Guide durch die Arbeitswelt 2030“ von Stepstone Deutschland und dem Handelsblatt Research Institute ist nur für 32 Prozent der Bewerber das Gehalt der wichtigste Faktor. Jeder Fünfte legt Wert auf Flexibilität und 14 Prozent nennen Karriere und Weiterbildung. Ein weiteres Drittel nennt fast zu gleichen Teilen die Unternehmenskultur, Life & Social Benefits sowie soziale und ökologische Verantwortung. Das Ergebnis unterstreicht, dass grosse Konzerne im „War for Talents“ die Konkurrenz von KMUs und Start-ups fürchten müssen. Diese zahlen häufig etwas niedrigere Gehälter, haben aber eine faire Chance, bei allen anderen Aspekten kräftig zu punkten.

Mit Fokus auf Nachhaltigkeit von Anfang an

In der Klima-Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) war für vier von fünf der 20- bis 29-Jährigen die Haltung eines potenziellen Arbeitgebers zum Klima ein wichtiges Kriterium für ihre Entscheidung. Als oberste Priorität nannten es im Jahr 2022 sogar 18 Prozent der Befragten, die überwiegend ihre erste Stelle suchen. Zum fünften Mal hat die EIB mit dem Marktforschungsunternehmen BVA knapp 30.000 Menschen in Europa befragt.

Laut der Deloitte Millennial Survey 2022 üben vier von zehn Mitarbeitenden im Alter zwischen 19 und 39 Jahren Druck auf ihren Arbeitgeber aus, mehr zum Klimaschutz zu unternehmen. Bei jüngeren Arbeitnehmern werden Klima- oder Gewissenskündigungen beobachtet. Mit „Conscious Quitting“ (zu Deutsch: bewusste Kündigung oder Gewissenskündigung) ist gemeint, dass Mitarbeitende gehen, weil sich ihre Werte zu stark von denen ihres Arbeitgebers unterscheiden. Neben den ESG-Kriterien können auch CSR, also Corporate Social Responsibility, und die (Diversität, Gleichberechtigung (Equity) und Inklusion) eine Rolle spielen. Nicht in jedem Fall muss das Gewissen der ausschlaggebende Faktor sein. Unternehmen mit einer schwachen ESG-Bilanz laufen Gefahr, Kunden zu verlieren und von Banken keine Finanzierung mehr zu bekommen. Somit können handfeste wirtschaftliche Überlegungen zur gleichen Konsequenz führen.

Mitarbeitende aktiv einbinden und Conscious Quitting verhindern

Laut der Deloitte CxO Sustainability Survey 2023 bleibt Nachhaltigkeit eine Top-Priorität für Unternehmen. Für die Studie befragte Deloitte Ende 2022 über 2000 C-Level-Führungskräfte aus 24 Ländern. Auf die Frage, was die dringendsten Themen für ihr Unternehmen im nächsten Jahr sind, nannten sie am häufigsten den wirtschaftlichen Ausblick (44 Prozent), dicht gefolgt vom Klimawandel (42 Prozent). Der Wettbewerb um die gefragten Fachkräfte landete mit 34 Prozent erst auf dem vierten Platz.

Die Studie zeigt, dass sich die Arbeitnehmer zu einer einflussreichen Gruppe unter den Stakeholdern entwickelt haben. Mehr als die Hälfte der C-Level-Manager bestätigte, dass Aktivismus seitens ihrer Mitarbeitenden dazu geführt hat, Massnahmen zur Nachhaltigkeit zu verstärken.

Damit es nicht zum Conscious Quitting kommt, sind Führungskräfte gefragt, ihre Mitarbeitenden hinsichtlich der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung und dem Thema Nachhaltigkeit angemessen einzubinden. Dabei können Unternehmen das Potenzial ihrer Mitarbeitenden zu technischen und sozialen Innovationen gezielt nutzen.

Die Führungskräfte sollten ihre Mitarbeitenden stets zeitnah über neue Entwicklungen und Massnahmen informieren. Im Idealfall stellt der Arbeitgeber Plattformen für den Austausch bereit, fördert Mitarbeiteraktionen und schenkt den Vorschlägen der Mitarbeitenden Gehör. Diese haben oft nicht nur einen guten Blick für Details im Arbeitsalltag, die sich verbessern lassen. So lassen sich Beschäftigte als Klimabotschafter in ihren jeweiligen Teams oder Abteilungen engagieren. Lassen sich ihre Ideen nicht in konkrete Massnahmen umsetzen, sollte dies offen diskutiert und nachvollziehbar begründet werden. Manche Arbeitgeber gründen für diesen Zweck Gremien wie ein Nachhaltigkeitsteam. Mitarbeitende schätzen die Chance sich zu ökologischen oder sozialen Themen zu engagieren. In der Umfrage von Deloitte erklärten 42 Prozent der C-Level-Manager, dass sich die Anstrengungen des Unternehmens zur Nachhaltigkeit positiv auf die Arbeitsmoral und das Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirken.

Kandidaten fordern Transparenz zu den ESG-Zielen

In der Deloitte CxO Sustainability Survey 2023 wurden die Führungskräfte gefragt, welche Massnahmen sie im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen unternommen haben. Jeder zweite C-Level-Manager nannte die Schulung von Mitarbeitenden zu den Auswirkungen des Klimawandels und möglichen Aktivitäten dagegen. Die Vergütung von Führungskräften mit ihrer Leistung im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit kann eine positive Signalwirkung auf Bewerber haben und zeigen, dass das Unternehmen das Thema ernst nimmt. In jedem fünften Unternehmen gibt es dazu noch keine Pläne.

Junge Talente interessieren sich für das Thema Nachhaltigkeit und wollen wissen, ob das Unternehmen umweltbewusst produziert und agiert. Sie hinterfragen den CO2-Fussabdruck, also den Verbrauch von Ressourcen im Unternehmen sowie in der Lieferkette. Ausserdem möchten sie wissen, welche Anstrengungen unternommen werden, um einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft auszuüben. Sie fragen auch nach dem sogenannten Handabdruck. Dieser reflektiert ökonomische, ökologische und soziale Chancen und idealerweise einen gesellschaftlichen Mehrwert. Eine transparente und faire Lieferkette kann den Handabdruck verbessern.

Kandidaten stellen häufig kritische Fragen und wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber ökologische und soziale Verantwortung übernimmt. Damit es später nicht zu einem „conscious quitting“ kommt, ist es wichtig, das Unternehmen zu diesen Themen bewusst und transparent Stellung beziehen und kommunizieren. Gerne unterstützen wir Sie dabei, mit engagierten und qualifizierten Bewerbern ins Gespräch zu kommen und diese für Ihr Unternehmen zu begeistern.

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Autor: Fabienne Sonderegger