Um politische Erfahrungen ist es in den Verwaltungsräten der grössten europäischen Finanzdienstleister, einschliesslich denen in der Schweiz, der Studie zufolge gut bestellt. 97 % haben mindestens ein Mitglied mit einem Background in der Politik oder in einem staatlichen Industriegremium, und in 44 % aller untersuchten Unternehmen besteht der Verwaltungsrat zu mehr als einem Drittel aus Personen mit politischer Erfahrung. In puncto Rechnungswesen und Finanzen sieht das Zeugnis ebenfalls erstklassig aus. Sämtliche Unternehmen verfügen über mindestens ein Verwaltungsratsmitglied mit entsprechender Praxis.
Was Recht und Compliance betrifft, zählen 59 % der analysierten Unternehmen ein Verwaltungsratsmitglied mit einschlägiger Berufserfahrung, wobei Banken und Versicherer erfahrener sind als Vermögensverwalter oder Asset Manager. Letztere weisen lediglich in 28 % der Fälle Erfahrung auf und haben Nachholbedarf.
Generell sind zu wenig Frauen in Verwaltungsräten von Finanzdienstleistern vertreten. Zwar hat sich die Situation der Studie zufolge in den vergangenen drei Jahren verbessert, allerdings liege das Verhältnis der Geschlechter derzeit bei 37 % Frauen und 63 % Männern. In der Schweiz stehen 72 % Männern lediglich 28 % Frauen gegenüber. Am geringsten ist die geschlechtsspezifische Diversität in den Gremien von Banken und Versicherungen. Die Männerdominanz in börsenkotierten Schweizer Unternehmen bestätigt nach Angaben der Handelszeitung auch eine Datenanalyse der Finanznachrichtenagentur AWP. Dies gilt insbesondere für den höchsten Posten. Denn: „Von den bislang 20 neu gewählten oder an einer GV in diesem Jahr zur Wahl nominierten Verwaltungsratspräsidenten sind 17 männlich.“
Diversität betrifft zudem nicht nur das Geschlecht, wie Andreas Blumer, Verwaltungsratspräsident von EY in der Schweiz, kommentierte. Es gehe auch um Vielfalt hinsichtlich des Alters und der Kompetenzen. Bezüglich des Alters fehle es deutlich an Diversität. Nur 8 % der untersuchten Unternehmen verfügen über Verwaltungsratsmitglieder, die jünger als 40 Jahre sind. In der Schweiz könne darüber hinaus regionale Vielfalt sehr wichtig für wirksames Agieren sein. Beispielsweise sei es möglicherweise sinnvoll, dass alle Sprachen im Verwaltungsrat repräsentiert seien. Gleiches gelte, wenn ein Unternehmen global agiere. Dann könne entscheidend sein, Mitglieder aus verschiedenen Ländern oder zumindest von verschiedenen Kontinenten an Bord zu haben.
Weitere Punkte, in denen zwar Fortschritte erzielt werden, jedoch noch nicht in ausreichendem Masse, betreffen Erfahrungen zu Nachhaltigkeit, FinTech, Cybersicherheit und HR. So verfügen lediglich 19 % der untersuchten Unternehmen über Verwaltungsratsmitglieder mit Background im Bereich Nachhaltigkeit, wobei Vermögensverwalter sowie Asset Manager und vor allem Versicherer deutlich zurückliegen. In der Schweiz sollten Verwaltungsräte dem Thema besondere Beachtung schenken. Denn hierzulande und in Deutschland sei mit 1 % die Wahrscheinlichkeit am geringsten, dass Verwaltungsratsmitglieder über Nachhaltigkeitserfahrungen verfügen.
Gering ausgeprägt ist FinTech-Expertise. Nur 9 % der untersuchten Finanzdienstleister verfügen in ihren Verwaltungsräten über entsprechende Praxis. Dass Banken, Vermögensverwalter und Asset Manager etwas weniger schlecht als Versicherer dastehen, ist kein Grund zum Jubeln – erst Recht nicht, dass EY in keinem der Unternehmen Verwaltungsratsmitglieder mit Berufserfahrung im Bereich Cybersicherheit identifiziert hat. Auch 53 % der Finanzdienstleistungsunternehmen mit mindestens einem Verwaltungsratsmitglied mit Tech-Erfahrung allgemein sind im Technologiezeitalter zu wenig.
Nicht zuletzt bildet Human Resources (HR) einen neuen Schwerpunkt für Verwaltungsräte im Finanzbereich. Bisher verfügen lediglich 20 % über mindestens ein Mitglied mit HR-Berufserfahrung. Dabei ist Talentmanagement einschliesslich Recruiting und Retention ein Top-Thema. Im swissVR Monitor von Deloitte verzeichnete es im Vergleich zu den früheren Berichten den grössten Aufstieg im Ranking.
Dass die Kompetenzen im Gremium repräsentiert sind, ist wichtig, um dem Markt vorauszudenken, Veränderungen vorwegzunehmen, die Strategie zu beeinflussen und Risiken besser zu managen, so Bruno Patusi, Country Leader Financial Services bei EY in der Schweiz. Darüber hinaus spielen die Erwartungen von Anlegern und Aktionären eine grosse Rolle.
Beispielsweise gaben 44 % der befragten Anleger an, dass die Geschlechterdiversität eines Verwaltungsrats ihre Entscheidung, in ein Unternehmen zu investieren, erheblich beeinflusst. 45% der Aktionäre meinen, ein breites Altersspektrum sei Voraussetzung, um im digitalen Zeitalter effektiv zu agieren. 51 % der Anleger glauben, die Erfahrung des Verwaltungsrats im Bereich der Nachhaltigkeit beeinflusse die Attraktivität eines Unternehmens deutlich, wobei 22 % sogar der Meinung sind, dass dies einen sehr bedeutenden Einfluss auf die Anlageentscheidung habe. 54 % der Anleger wünschen sich FinTech-Praxis im Verwaltungsrat und 53 % der Aktionäre sind davon überzeugt, dass es ein erhebliches Problem darstellt, wenn das Gremium wenig oder keine Erfahrung im Bereich Cybersicherheit hat.
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