Life Science – ein Trend nicht nur für die Immobilienbranche

Analysten wie etwa EY sehen Life-Science-Immobilien als neuen Trend. Sie bezeichneten den Gesundheitssektor als einen „der wohl spannendsten und bedeutendsten Industriezweige der kommenden 20 Jahre“. Mit den Life Sciences Clustern Basel, in denen Branchenriesen wie Novartis und Roche ansässig sind, sowie Zürich-Zug hat die Schweiz bereits eine führende Rolle auf dem Gebiet inne, wie das Beratungsunternehmen JLL im EMEA Life Sciences Cluster Outlook 2023 bescheinigt hat. Dennoch haben die meisten Marktteilnehmer „noch keine eigene Vorstellung entwickelt, was diese Nutzungsart umfasst“, so EY. Dabei können viele Branchen davon profitieren, wenn sie sich auf den Wandel des Sektors einstellen.

Die Experten erwarten eine steigende Nachfrage nach Life-Science-Immobilien. Wesentliche Ursachen dafür seien der demografische Wandel, das wachsende Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung und das erhöhte Aufkommen chronischer Erkrankungen bedingt durch den veränderten Lebenswandel sowie die Konzentration der Menschheit auf einzelne Ballungszentren. Zudem rückte der europäische Life-Science-Markt in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus internationaler Investoren, da entsprechende Objekte günstiger als etwa in den USA angekauft werden können, die Kosten niedriger und die infrastrukturellen Bedingungen besser seien. Hinzu komme die Krisenresistenz solcher Immobilien. Denn der Trend zu Homeoffice und Digitalisierung treffe die Life-Science-Industrie nicht in vollem Umfang, da viele Aktivitäten nur im Labor ausgeführt werden können. Jedoch umfasse Life Science mehr als Labore allein.

Gemeinsam erfolgreicher

Die Branche verbinde unterschiedlichste wissenschaftliche Teildisziplinen miteinander, welche einen Bezug zu den Themen Leben und Gesundheit aufweisen. Ein existenziell bedeutender Erfolgsfaktor: die Ansiedlung von Life-Science-Unternehmen in Clustern. Sie schaffe Synergieeffekte und fördere die Produktivität, die Zusammenarbeit sowie den Wissensaustausch. Dadurch können die jeweiligen Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern. So seien Akteure in regionalen Clustern um zehn bis 40 Prozent produktiver als ihre isolierten Konkurrenten.

Neben den ansässigen Unternehmen und Bildungseinrichtungen sowie deren Spin-offs gehören zu einem optimalen Ökosystem für die Branche der Staat und die Gesellschaft. Letztere bestimme, wie Life Science wahrgenommen werde und ob die Ansiedlung neuer Player am Standort unterstützt werden, was sich wiederum langfristig auf nachhaltigen Vermietungserfolg der Immobilien auswirke. Demzufolge ist – wie bei allen Immobilien – die Lage bzw. der Standort der Erfolgsfaktor Nummer eins, für den die Life-Science-Cluster Basel und Zürich-Zug mit ihren Rahmenbedingungen auch stehen. Doch um künftig weiterhin möglichst stark am Potenzial zu partizipieren, bedarf es zudem ausgeprägter Expertise in vielen Unternehmen.

Wissensvorsprung sichern

Diese erweiterten Kenntnisse sind in allen verbundenen Branchen erforderlich, zum Beispiel auf dem Bau. Denn für Labore etwa gelten erhöhte Ansprüche an Bodenbelastbarkeit, Deckenhöhe, Heizungs- und Ventilationssystem sowie Umweltrichtlinien, wie eine von der Hochschule Luzern veröffentlichte Analyse verdeutlichte. Es braucht Architekten und ausführende Unternehmen, die damit vertraut sind. Ebenso werden Spezialisten für die Vermittlung von Immobilien benötigt, die diese Merkmale optimal verkaufen können.

Weiterhin sind spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten in der IT erforderlich. Denn digitale Technologien einschliesslich künstlicher Intelligenz gelten als Schlüssel zu Innovationen – ob im Einkauf und der Beschaffung, in der Forschung, in der Supply Chain, in der Fertigung oder der Vermarktung. IBM Watson Health ist lediglich ein prominentes Exempel von vielen, wie Technologie die Life-Science-Branche revolutioniert.

Nicht zuletzt benötigen die Life-Science-Unternehmen selbst hervorragend ausgebildete Fach- und Führungskräfte. Denn diese Disziplinen arbeiten nicht nur mit den neuesten Technologien, sondern beschäftigen sich darüber hinaus „im Rahmen ihrer Forschungsarbeit und Produktentwicklung mit den lebenden Organismen“, wie EY die Situation formulierte.

Trotz Fachkräftemangels gewinnen

Allerdings hat der Fachkräftemangel branchenübergreifend Rekordwerte erreicht. Vor allem Stellen für Gesundheitsspezialisten, IT-Fachkräfte und ingenieurtechnische Fachkräfte sind dem Stellenmarkt-Monitor der Universität Zürich zufolge aktuell sehr schwierig zu besetzen. Kurz: Die Rekrutierung von neuem Personal entwickelt sich für Unternehmen zu einer grossen Herausforderung. Nischenkenntnisse, wie sie für eine führende Life-Science-Branche benötigt werden, erhöhen die Hürde zusätzlich.

Um den Anforderungen gewachsen zu sein, ist die Zusammenarbeit mit Universitäten sowie neben dem Ausbilden das Weiterbilden von Spezialisten ein guter Ansatzpunkt. Gleichzeitig wird es für Unternehmen zunehmend wichtiger, auch bisher nicht berücksichtigte Pfade zu beschreiten. Diese reichen vom langfristigen Planen des Personalbedarfs über gezieltes Rekrutieren von Frauen für die MINT-Bereiche bis hin zum Wandel der Unternehmenskultur, um stark umworbene Talente zu binden. Gern unterstützen wir Sie bei dieser ganzheitlichen Aufgabe.

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Autor: Renata Kratzer