Hybride Arbeitsmodelle sind für die Zukunft nicht genug

Auf virtuellen Veranstaltungen, in Medien oder Blogs – hybride Arbeitsmodelle werden als neue Normalität propagiert. Passend dazu erhalten Unternehmen zahlreiche Ratschläge, wie sie diese bestmöglich in die Tat umsetzen können. Doch worauf kommt es wirklich an und ist das Arbeiten sowohl aus dem Büro als auch aus dem Homeoffice heraus tatsächlich die Zukunft?

Die debattierten Erkenntnisse basieren auf den gegenwärtigen Rahmenbedingungen vor dem Hintergrund der Pandemie und auf Studien darüber, was Mitarbeiter erwarten. So wünschen sich nach Angaben des Software-Anbieters Barco die meisten ein hybrides Arbeitsplatzmodell, bei dem sie den Grossteil der Zeit im Büro verbringen, gleichzeitig aber die Freiheit und Flexibilität haben, von zu Hause aus zu arbeiten, wann es für sie am besten passt, wie das Magazin Personalwirtschaft berichtet. Das ideale Gleichgewicht liege für die Studienteilnehmer bei drei Tagen im Büro und maximal zwei Tagen pro Woche im Homeoffice. Nach Angaben der Studie „Work.Reworked 2020“ von Microsoft wollen die Menschen nun im Durchschnitt etwa ein Drittel ihrer Arbeitszeit ausserhalb des traditionellen Büroumfelds verbringen.

Ein Blick hinter die Wünsche

Gründe dafür sind, dass viele Mitarbeiter sich durch die Trennung von ihren Kollegen negativ beeinträchtigt und zu Hause leichter abgelenkt fühlen. Dementsprechend werden die Zusammenarbeit und soziale Kontakte als Motivatoren genannt, um wieder ins Büro zurückzukehren. Gleichzeitig wollen sie weiterhin von positiven Aspekten wie dem Wegfall von Anreisezeiten, mehr Zeit für Kinder und Hobbys profitieren. 82 Prozent der Führungskräfte haben in Bezug auf die Remote-Arbeit gleiche oder höhere Produktivität bemerkt und mehr als die Hälfte sieht in hybrider Arbeit ein wirksames Mittel, um ihre besten Mitarbeiter zu halten sowie Kostenvorteile durch Einsparungen bei der Bürofläche oder bei Geschäftsreisen.

Das hybride Arbeiten ist den Studien zufolge mit einigen Herausforderungen verbunden. In „Work.Reworked 2020“ sind zum Beispiel das Aufrechterhalten der Unternehmenskultur, der Zusammenhalt im Team und die Bewältigung des wachsenden Arbeitsaufkommens genannt. 95 Prozent der Führungskräfte sehen die höchste Priorität darin, Unternehmen flexibler und innovativer aufzustellen. Doch oft fehlt es noch an geeigneten Instrumenten und Strategien. Zum Beispiel gaben 61 Prozent der Teamleitungen in der Microsoft-Untersuchung an, sich nicht ausreichend auf die virtuelle Führung und Motivation eines Teams vorbereitet zu fühlen.

Tipps für Unternehmen

Um die anstehenden Herausforderungen dennoch erfolgreich zu bewältigen, empfiehlt Microsoft virtuelle Trainings und Schulungen für Führungskräfte. Denn um Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen und das volle Potenzial der Hybridarbeit auszuschöpfen, seien neue Fähigkeiten erforderlich. Das gelte nicht nur im Hinblick auf die Erfüllung der Geschäftsziele, sondern auch bei der Förderung und Umsetzung neuer Ideen. Darüber hinaus sollten Führungskräfte Mitarbeitern remote Entscheidungskompetenzen zugestehen.

HR Today führt „ein sorgfältiges Vorgehen mit Augenmass – unter Berücksichtigung des Reifegrads der Organisation sowie ihrer Tätigkeitsfelder“ an und benennt drei strategische Tipps für HR-Verantwortliche:

1. Situation analysieren

Zunächst sollten die Erfahrungen sowie die relevanten betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkte untersucht werden, unter anderem mithilfe von Befragungen des Teams.

2. Leitplanken definieren

Damit ist gemeint, die Rahmenbedingungen des neuen Set-ups auf übergeordneter Ebene festzulegen. Dazu gehören die Anzahl der Anwesenheitstage im Büro, die technische Infrastruktur und die Schulung von Führungskräften sowie anderen Mitarbeitern.

3. Operationalisierung und Anwendung

Die einzelnen Abteilungen und Teams können die Vorgaben mit ihren eigenen Spielregeln ausgestalten.

Wie das Modell letztlich aussieht, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab, da die Unternehmenskultur, die Ziele und die individuelle Situation hierbei eine grosse Rolle spielen, wie das Magazin Human Resources Manager berichtet.

Das Wichtigste ist Flexibilität

Tatsächlich ergeben individuelles und strategisches Vorgehen Sinn. Dies stellt ein offenes Geheimnis dar. Zudem ist es ein gutes Rezept, alle Beteiligten, sprich: die Mitarbeiter, einzubeziehen. Denn sie sind es, die das Konzept tragen müssen und ihre Erfahrungen haben in der heutigen Zeit erheblich an Bedeutung gewonnen, wie im Beitrag „Employee Experience Management gehört nun zur Pflicht“ erläutert ist.

Noch wichtiger ist allerdings, auf Flexibilität zu achten. Denn Rahmenbedingungen können sich schnell ändern. Mit der Aufhebung der Homeoffice-Pflicht ist nicht aller Tage Abend. Niemand weiss, woher die nächste Grosskrise kommt und was genau sie erfordert. Gewiss ist nach Darlegungen im Manager Magazin lediglich, dass solche Ereignisse mit annähernder Sicherheit eintreten und jetzt möglicherweise häufiger. Unternehmen, die dann über viele Möglichkeiten des Agierens verfügen, haben eine gute Grundlage, um ihre Tätigkeiten fortzusetzen. Denn sie können auch auf andere Modelle umschwenken, wenn hybrides Arbeiten etwas anderem weichen muss.

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Autor: Jasmine Grabher