Ghosting im Recruiting – so vermeiden Unternehmen Geisterbeschwörung

Verstärkt durch die Pandemie hat im Recruiting ein Phänomen an Popularität gewonnen, das aus dem Dating bekannt ist: Ghosting. Das bestätigte eine Studie der Stellen-Suchmaschine Indeed. Demnach haben 28 Prozent der befragten Jobsucher einen Arbeitgeber geghostet während 76 Prozent der Arbeitgeber angaben, geghostet worden zu sein. Das gilt zwar für USA, aber auch hierzulande schliessen Unternehmen Bekanntschaft mit diesem Verhalten.

Beim Ghosting taucht ein Kandidat nach ersten, scheinbar vielversprechenden Konversationen plötzlich ab. Nach Angaben von Indeed ist dies zum Beispiel nach einem ersten Telefonscreening oder Vorstellungsgespräch der Fall. Er ist nicht mehr erreichbar, antwortet nicht auf E-Mails oder Anrufe. In den USA erscheinen manche neu eingestellte Beschäftigte sogar nicht zum ersten Arbeitstag. Ein Viertel der Arbeitgeber meldete ein „No-show“. Es ist wie bei einem Geist, der nie existierte, formulierte Redakteurin Tina Fischer im Podcast „Handelszeitung Insights“.

Hausgemachte Gründe

Bei der Suche nach Ursachen müssen Unternehmen nicht tiefgründig recherchieren. Denn sie sind zu einem grossen Teil selber initiiert. Viele Firmen und Institutionen agieren ähnlich, indem sie Kandidaten, die sich beworben haben, nicht zeitnah absagen oder ihnen nicht antworten. 77 Prozent der Arbeitssuchenden haben Indeed gegenüber angegeben, von einem Arbeitgeber geghostet worden zu sein. Greenhouse Software bezifferte ihren Anteil auf mehr als 75 Prozent. Jobsuchende seien immer noch gezwungen, sich mit langwierigen Erstbewerbungen, langsamen Antwortzeiten und Follow-ups auseinanderzusetzen und werden mit unvorbereiteten oder verspäteten Interviewpartnern, inkonsistentem Feedback und Ghosting konfrontiert. Aufgrund dessen seien Bewerber schnell weitergezogen und Unternehmen würden darunter leiden.

Die genauen Gründe, die Arbeitssuchende für ihr Verschwinden angeben, variieren von der Annahme eines weiteren Angebots bis zur Unzufriedenheit mit dem offerierten Gehalt, so Indeed. Einige haben entschieden, dass es nicht der richtige Job für sie sei. Ghosting ist dabei bequemer als abzusagen. Keine Rechtfertigungen, ja nicht einmal Aufwand ist erforderlich – eine Erfahrung, die Personalverantwortliche in Unternehmen nachvollziehen können sollten, wenn sie bedenken, dass sie selber als Gründe auf ihr fehlendes Feedback zu viele Anfragen und zu wenig Zeit angeben.

Ghosting durch positive Candidate Experience vorbeugen

Doch es gibt Wege, um Ghosting entgegenzuwirken. Indeed empfiehlt, an den aufgeführten Ursachen für dieses Verhalten anzusetzen. Konkret heisst dies, dass Unternehmen gefordert sind, eine durchgehend positive Candidate Experience zu schaffen – vom ersten Kontakt bis zum Onboarding. Das bedeutet, bereits die Anforderungen an eine zu besetzende Position von Anfang an detailliert und wahrheitsgetreu zu beschreiben. Es schliesst ein, mit jedem Bewerber wertschätzend zu kommunizieren – in einer angemessenen Zeit. Nicht zuletzt ist der stete Austausch eine Voraussetzung für eine positive Candidate Experience. Eine mögliche Massnahme, wenn zwischen der Entscheidung und dem ersten Arbeitstag noch einiges an Zeit vergeht: Preboarding, das zum Beispiel ein entspanntes Kennenlernen sowie Teambuilding beinhaltet.

Häufig geht damit ein Neudenken tradierter Prozesse oder zumindest ein Anpassen gewohnter Abläufe einher – samt allen Hausforderungen, die im Rahmen von Veränderungen zu bewältigen sind. Auch wenn dafür Zeit und Ressourcen fehlen, ist dies gut möglich – zum Beispiel mit erfahrenen Partnern für Executive Search. Sie verfügen über umfassende Expertise, verstehen sich im Erkennen der Anzeichen und unterstützen wirksam bei der Suche nach einem passenden Match – ähnlich einem Dating-Coach.

Keine Chance für Geister

Das Ergebnis ist eine offene Kommunikation, die es den Beteiligten ermöglicht, Vertrauen aufzubauen und sich auf der menschlichen Ebene füreinander zu erwärmen. Dadurch entsteht nach Worten von Markus Tietz, Campus Recruiting Manager bei CANCOM, ein Commitment, das die Wahrscheinlichkeit für Ghosting verringert. Oder um es anders zu formulieren: Es hält die Geister fern. Damit sind im Übrigen nicht nur Now-show-Geister gemeint. Dieses Commitment beugt auch vielen weiteren unliebsamen Erscheinungen vor, sei es dem Benching, das mit einem On-off-Kontakt vergleichbar ist, oder dem Cushioning, das im Dating der Begriff dafür ist, wenn jemand trotz einer Beziehung noch andere Eisen im Feuer hat.

Gestalten Sie also eine positive Candidate Experience an sämtlichen Kontaktpunkten! Gerne unterstützen wir Sie dabei.

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Autor: Jasmine Grabher