Ethical Leadership – eine Voraussetzung für ethische Personalarbeit

Digitale Ethik ist heute ein zentrales Thema, dessen sich Unternehmen annehmen müssen, Tendenz stark steigend. Dies zeigt die Auswertung des Stimmungsbarometers 2022 digitale Ethik der HWZ und des Centre for Digital Responsibility. Das beinhaltet auch HR Ethics. In diesem Bereich stellt insbesondere die Anwendung neuer Technologien, zum Beispiel bei der Personalauswahl, Unternehmen vor Herausforderungen. Doch worauf müssen Firmen achten, um die Personalarbeit moralisch korrekt zu gestalten und im Employer Branding zu überzeugen?

Flächendeckend fehlt es an notwendigem Wissen, wie digitale Ethik in das eigene Unternehmen integriert werden kann, so das Stimmungsbarometer. 70 Prozent der Befragten haben Erfahrungen mit ethisch umstrittenen Projekten im Bereich des Datenmanagements. Dazu zählen nicht nur der Umgang mit Kundendaten und die Datafizierung am Arbeitsplatz, sondern auch die Handhabe neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz. Dabei erachten Entscheider vor allem recruitingnahe Anwendungsfälle als sinnvoll, wie die Unternehmensberatung hkp/// group berichtete. Beispiele seien die Optimierung von Stellenanzeigen, die Analyse von Lebensläufen oder die Integration von Chatbots als Ansprechpartner. Das Matching von Profilen sowie die Vorhersage der Kündigungsabsicht reihen sich ein.

Auch Algorithmen haben Schwächen

Die Unternehmensberater sehen Unsicherheiten im Umgang mit diesen Technologien. Bei allen Anwendungen werde in fast der Hälfte der Fälle auf Tests der Tools hinsichtlich der genutzten Datenbestände, um Diskriminierung und sonstige Fehlentwicklungen auf Basis historischer Angaben zu vermeiden, verzichtet. Dies führe dazu, dass insbesondere Arbeitnehmervertreter einer potenziellen Verbesserung von Personalarbeit durch den Einsatz moderner Technologien tendenziell kritischer gegenüberstehen – vor allem der automatisierten Erstellung von Rankings, beispielsweise im Talentmanagement. Dies hat eine Berechtigung. Denn nach einem Beitrag auf swissinfo.ch haben Studien gezeigt, dass auch Algorithmen Vorurteile haben können, da sie auf der Datenbasis von Menschen lernen. Sind sich Entscheider dessen nicht bewusst, laufen sie Gefahr, mit Technologien wie People Analytics Vorurteile zu verstärken. Der Grund dafür: Während Fehlentscheide in herkömmlichen Auswahlverfahren normalerweise auf eine kleine Gruppe begrenzt bleiben, werden sie mit den Tools skaliert, da sie bei Millionen von Menschen eingesetzt werden.

So manche Führungsstruktur bereitet solchen Tendenzen einen fruchtbaren Boden. Denn Machtpositionen gehen oft mit ethischen Fallstricken einher, wie Unternehmensethik-Beraterin Dr. Bettina Palazzo dargelegt hat. Gemäss neuropsychologischer Forschung neigen Menschen in Machtpositionen zu respektlosem, impulsivem Verhalten, glauben, dass ihnen mehr zustehe als anderen. Sie sprach von Machtvergiftung. Für den einzelnen Manager sei es „gar nicht so einfach, selbstkritisch auf dem Teppich der Tatsachen zu bleiben und bei kritischen Fragen zu ihren moralischen Qualitäten nicht defensiv zu werden“.

Ethische Führung – der erste Schritt

Daher lautet eine wichtige Empfehlung: Unternehmen, die angesichts neuer technologischer Entwicklungen ethisch agieren wollen, sollten mit dem Etablieren von Ethical Leadership beginnen. Denn nur unter solcher Regie lassen sich die dafür benötigten Rahmenbedingungen schaffen. Dies beinhaltet das Erarbeiten von Werten, Vorgaben und Ethik-Richtlinien, über die grosse Unternehmen gemäss Stimmungsbarometer digitale Ethik oft bereits verfügen. Damit kommen sie auch den Ansprüchen der Beschäftigten nach und können diese besser an sich binden. Denn sie wünschen sich der hkp/// group zufolge mehr Sicherheit sowie Verbindlichkeit bei der Einführung von Technologien auf Basis künstlicher Intelligenz.

Dazu zählt, im Vorfeld zu definieren, „welche personenbezogenen Daten für welche Zwecke für automatisierte Lösungen genutzt werden, um so sicherzustellen, dass Daten nur zweckdienlich erhoben, gespeichert und genutzt werden“. Die Technologien sollten vor ihrem Einsatz getestet werden. Sogar vor dem Kauf eines Programms gilt es, gewisse Fragen zu stellen, wie auf swissinfo.ch formuliert ist. So sollte etwa geprüft werden, ob das Team hinter dem Algorithmus selbst divers ausgerichtet ist. Ebenfalls wichtig sei, dass trotz des Einsatzes künstlicher Intelligenz natürliche Personen letztlich wichtige Personalentscheidungen treffen.

Externe Unterstützung

Beim Verankern entsprechender Richtlinien im Unternehmen helfen Empfehlungen von Verbänden, Vereinen, Interessenvertretungen und Experten, die sich digitale Ethik auf ihre Fahnen geschrieben haben. Ein Beispiel ist die Charta des Wirtschaftsverbandes Swico zum ethischen Umgang mit Daten. Sie beinhaltet Bekenntnisse wie Fachwissen über den Umgang mit indirekter Diskriminierung, die aus maschinellem Lernen resultieren kann, zu entwickeln. Des Weiteren sollten psychologische Schwächen von Personen nicht ausgenutzt werden, um mehr persönliche Daten von diesen zu erhalten als notwendig sind. Dies trage unter anderem dazu bei, Talente anzuziehen, denen die ethische Haltung des Arbeitgebers wichtig sei.

Beim Finden von Führungskräften, die ethisch handeln und eine Kultur aufbauen, in der moralisch korrektes Verhalten beim Recruiting sowie darüber hinaus gelebt wird, unterstützen wir. So stellen Sie sicher, dass künstliche Intelligenz mit ihren Möglichkeiten menschliche Entscheidungen optimal ergänzt und verbessert.

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Autor: Renata Kratzer