Der Spagat zwischen Beruf und Familie lässt sich meistern

Das Erwerbspensum von Müttern in der Schweiz hat während der vergangenen Jahrzehnte deutlich zugenommen. Trotzdem arbeitet ein Drittel der Mütter lediglich zu unter 50 Prozent, im Durchschnitt 55 Prozent, während die Väter auf 91 Prozent kommen, wie die aktuelle Teilzeitstudie des Forschungsinstituts Sotomo attestiert. Dieses Ungleichgewicht bleibe meist auch bestehen, wenn die Kinder erwachsen seien. Das führt nach Erhebungen von Advance und McKinsey zu langfristigen beruflichen und finanziellen Nachteilen für diese Frauen. Aber auch Unternehmen spüren die Folgen. Immer mehr von ihnen finden nicht genügend qualifiziertes Personal. Sie können jedoch aktiv gegensteuern.

Ein passender Schlüssel besteht darin, tradierte Rollenbilder zu hinterfragen. Obwohl diese aus der Zeit gekommen sind, stellen sie ein grosses Hindernis dar. So ist die Schweizer Bevölkerung noch immer der Ansicht, „dass Mütter langfristig nur mit einem Bein im Arbeitsleben stehen sollten“, heisst es in der Sotomo-Studie. Dabei werde Teilzeitarbeit wesentlich durch die Vorstellungen der Frauen selbst geprägt: 62 Prozent von ihnen erachten diese Form der Erwerbstätigkeit als etwas typisch Weibliches. Demgegenüber haben nur 32 Prozent der Männer diese Assoziation. Frauen sehen die Mütter deutlich stärker gefragt als die Väter. Diese Einschätzung gelte gleichermassen für Mütter von Kindern im schulpflichtigen Alter. Mütter, insbesondere wenn sie in Teilzeit arbeiten – stehen in der Bevölkerung auch nicht im Fokus, wenn es darum gehe, einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel zu leisten, obwohl sich die aktuelle politische Debatte hauptsächlich auf die Erhöhung ihrer Erwerbsbeteiligung konzentriere.

Vorurteile gegenüber Eltern

Diese Haltung ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Eltern sich für ihr Erwerbspensum oft rechtfertigen müssen – Männer, wenn sie weniger arbeiten und Frauen, wenn sie mehr arbeiten. Freunde und Familie fordern die klassische Rollenverteilung ein. Doch auch Arbeitgeber haben feste Vorstellungen. Sie bestehen oft auf einer 100-prozentigen Verfügbarkeit. Viele Personalentscheider sind der Ansicht, dass Kinder häufig krank sind und Eltern deshalb am Arbeitsplatz fehlen, wie die Schweizerische Stiftung für die Familie in einer Umfrage unter Eltern herausgefunden hat. Dies sei tatsächlich der Fall, jedoch verfügen Mütter „über viele Eigenschaften, die auch im beruflichen Alltag von Vorteil seien: So haben sie weniger Probleme mit Multitasking und sind besonders gut organisiert, effizient, flexibel und nervenstark“. Doch dieses Potenzial, Fehlzeiten zu kompensieren, wird im Alltag oft noch nicht wahrgenommen.

Das gesellschaftliche Bild wandelt sich langsam, aber eindrücklich. So betrachtet die Schweizer Bevölkerung nach Angaben von Sotomo es als ideales Erwerbsmodell für Eltern von Kleinkindern, wenn der Vater zu 80 Prozent arbeitet und die Mutter zu 50 Prozent. Je jünger die Befragten seien, desto egalitärer seien ihre Idealvorstellungen, was die Aufteilung der Erwerbsarbeit betreffe, vor allem, wenn sie über einen Hochschulabschluss verfügen. Während über 60-Jährige ein 40-80-Modell bei Familien mit Kleinkindern als das Optimum ansehen, bevorzugen die 18- bis 30-Jährigen ein 50-60-Modell. Eltern schulpflichtiger Kinder sollten nach Ansicht junger Erwachsener mit einer 60-80-Aufteilung arbeiten, während ältere 50-80 als ideal erachten. Damit werde Teilzeitarbeit nicht männlich, jedoch „zunehmend geschlechtsblind“.

Wirklicher Wandel erfordert mehr

Für einen Wandel, von dem alle profitieren, braucht es jedoch mehr. Diese Entwicklung können Unternehmen massgeblich beeinflussen. Auf welche Weise, das offenbaren unter anderem Advance und McKinsey. Sie haben ermittelt, dass Frauen neben dem geringeren Verdienst vor allem die Umsetzung der Work-Life-Balance zu schaffen macht. Des Weiteren sei die Rückkehr ins Berufsleben sehr häufig mit dem Verlust von Führungspositionen, Verantwortung sowie der Unterstützung durch Mentoren und Förderer verbunden. Nicht zuletzt wechseln 57 Prozent der Frauen nach einer Unterbrechung auf eine Teilzeitbeschäftigung, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu gewährleisten.

Das bedeutet, dass Unternehmen Anreize für Mütter schaffen, wenn sie flexible Arbeitsmodelle anbieten und die Belastung im Job reduzieren. Die Digitalisierung und richtiges Management ermöglichen dies. Darüber hinaus können Unternehmen gezielte Unterstützung beim Ausstieg und Wiedereinstieg von Müttern bieten sowie Alternativen zu linearen, ununterbrochenen Karrieremodellen.

Unternehmenskultur ist entscheidend

An der Unternehmenskultur liesse sich ebenfalls ansetzen, um zum Beispiel unbewusste Voreingenommenheit zu vermindern und die Entwicklung von unterstützenden Vorgesetzten zu fördern. Firmen könnten eine längere Elternzeit gewähren und Hilfe bei der Kinderbetreuung offerieren. Ferner spielen Aspekte wie eine sinnvolle, wertschöpfende Tätigkeit eine Rolle, so die Sotomo-Studie. Weiter bedarf es beidseitiger Rücksichtnahme, Flexibilität in der Arbeitsplanung, klarer Kommunikation und sorgfältiger Absprachen, wie aus einer Studie zur Teilzeitarbeit der Universität Zürich hervorgeht. Führungspersonen komme dabei eine zentrale Rolle zu: „Im Idealfall unterstützen diese Teilzeitarbeit nicht nur, sondern leben diese auch selbst vor.“ Dass diese Praktik funktioniert, zeigt sich an vielen Beispielen im Businessnetzwerk LinkedIn. Bilder und Posts, mit denen Väter in leitenden Funktionen aus der Elternzeit berichten oder weibliche CEOs von ihrer Doppelrolle als Chefin und Mutter, ziehen Likes an wie Magneten.

Dies wiederum demonstriert anschaulich und vor aller Augen: In dem Masse, in dem die aufgeführten Aspekte für mehr Flexibilität sowie an den verschiedenen Lebenssituationen der Mitarbeiter ausgerichteter Arbeit selbstverständlich werden, stehen Frauen nicht mehr zwischen Kind und Karriere und Unternehmen profitieren ebenfalls. Sie werden attraktiv für junge Fachkräfte, können diese einfacher rekrutieren und an sich binden, wie die UZH beschrieben hat. Wichtiges Wissen und Erfahrung bleiben den Firmen erhalten. Die Mitarbeiter-Zufriedenheit erhöhe sich, Stress werde vermindert, es gebe weniger krankheitsbedingte Ausfälle, Effizienz sowie Qualität verbessern sich. Nicht zuletzt gewinne das Image des Unternehmens.

Auf diesem Weg begleiten wir Sie gern. Kontaktieren Sie uns!

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Autor: Zalina Akhaeva